Was wissen wir über Omikron
Noch mitten in der Welle der Delta Variante, die bisher als die gefährlichste ihrer Art eingestuft wurde, kündigt sich bereits die nächste Mutation des Covid19 Virus an. Dieses Mal heißt sie Omikron und bahnt sich bereits ihren Weg durch die europäischen Länder. Pünktlich zur Urlaubszeit, in der viele Familien gerne mit ihren Verwandten und Bekannten bei einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt zusammenstehen möchten, werden auf politischer Ebene neue Maßnahmen diskutiert. Stark steigende Infektionszahlen und eine drohende Knappheit der Kapazitäten in den Krankenhäusern, veranlassen einige Bundesländer in Deutschland zur erneuten Verschärfung der Kontaktbeschränkungen.
Mit Hochdruck wird daher die Impfkampagne der neuen Bundesregierung forciert. Schon vor der Entdeckung der neuen Omikron Variante, wurde klar, dass sich das Tempo bei den Impfungen weiter erhöhen muss, um die Welle der Infektionen mit der Delta Variante zu brechen. Nun ist die Impfoffensive nicht nur ein Wellenbrecher, sondern zugleich der Versuch die Omikron Variante an ihrer Verbreitung möglichst frühzeitig zu hindern.
Die Zahl der Impfungen in Deutschland
Die Zahl der täglichen Impfungen in Deutschland erreicht derzeit neue Rekordwerte. Wohl auch, weil es mittlerweile drei Phasen des Impfprozesses gibt. Bürgerinnen und Bürger, die sich zum ersten Mal impfen lassen, gibt es nach wie vor. Auch die 2G Regelungen, die nur geimpften sowie genesenen Menschen etwa den Zutritt in Restaurants, Kaufhäuser oder Hotels gewähren, tragen dazu bei, dass sich nun auch mehr Menschen impfen lassen, die zuvor unentschlossen waren. Zudem laufen die Zweitimpfungen für diejenigen, die einige Wochen zuvor ihre Erstimpfung erhalten haben. Und nun kommt die von den Gesundheitsexperten weltweit empfohlene Drittimpfung, der sogenannte Booster, hinzu.
Über die tatsächliche Gefahr, die von der Covid19 Omikron Variante ausgeht, wird derzeit viel diskutiert und geforscht. Die entscheidenden Fragen, die sich Mediziner stellen, beziehen sich vor allen Dingen auf die Übertragbarkeit sowie den Verlauf der Krankheit nach einer Infektion. Bisher gingen Experten davon aus, dass die Omikron Variante noch schneller übertragbar ist und ein Ausbruch der Erkrankung schneller geschieht, als es bei der ohnehin schon hoch ansteckenden Delta Variante der Fall ist. Die rapide wachsende Zahl der Infektionen mit der neuen Variante in Südafrika, legen die Vermutung nahe, dass eine Ausbreitung der Omikron Variante wesentlich schneller geschieht, als bei Delta. Die Zahlen der Neuinfektionen mit Omikron haben sich hier im Vergleich zu Delta multipliziert. Experten, die die Situation genau beobachten und versuchen aus dem Verhalten der neuen Variante vorbeugende Maßnahmen abzuleiten, sprechen von einem Multiplikator von drei bis sechs. Drei bis sechs Mal schneller könnte sich der Covid19 Omikron Virus verbreiten, als die vorherige Delta Variante. Für die Gesundheitssysteme, die Krankenhäuser und das medizinische Personal würde dies enorme Herausforderungen bedeuten, obgleich sich die Belastung durch die laufenden Delta Welle ohnehin schon als strapaziös darstellt.
Wenngleich die bisherige Datenlage in Bezug auf Omikron noch als relativ dünn bezeichnet werden darf, da es sich um einen neu entdeckten Mutanten des Virus handelt, wurden auf politischer Ebene schnell Stimmen laut, die zu Reisebeschränkungen insbesondere aus südafrikanischen Ländern aufriefen. Einen entscheidenden Anteil an der Entdeckung der Omikron Variante hatte ausgerechnet ein hoch talentiertes Forscherteam aus dem im Süden Afrikas gelegenen Botswana. Wissenschaftlern fiel bei einem Abgleich verschiedener Covid19 Proben unübliche Abweichungen in einer der Proben auf. Eine genauere Analyse ergab, dass es sich hierbei tatsächlich um eine neuartige Mutation des Covid19 Virus handelte, die fortan mit Omikron betitelt werden sollte. Das Team aus Botswana teilte die Entdeckung der WHO mit und hoffte so einen wichtigen Beitrag zu der Bekämpfung der Covid19 Pandemie zu leisten. Natürlich ist dem wissenschaftlichen Team aus Botswana hier eine wichtige Entdeckung gelungen. Jedoch ist die Reaktion der europäischen Länder mit prompten und strikten Einreisebeschränkungen aus südafrikanischen Ländern problematisch, wenn diese zur internationalen Ausgrenzung beitragen und die wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse des Teams aus Botswana hierfür als Auslöser fungieren. Der offene internationale Austausch in Bezug auf wissenschaftlich medizinische Forschungsergebnisse könnte hierdurch gehemmt werden. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu bewerten, dass es beispielsweise in Großbritannien bereits Fälle von Omikron Infektionen gab, als die Entdeckungen aus Botswana publik wurden und die Entscheidungen bezüglich der Reisebeschränkungen aus südafrikanischen Ländern diskutiert wurden.
Wie gefährlich ist eigentlich Omikron
Neben der Übertragbarkeit der Omikron Variante ist vor allen Dingen die Evaluierung des einhergehenden Krankheitsverlaufes und dessen Schwere für internationale Experten von Bedeutung. Während in Deutschland bereits in allen Bundesländern Fälle von Omikron Infektionen bestätigt wurden, sind sich Wissenschaftler darüber einig, dass die Variante es versteht die Antikörper der Betroffenen effektiver zu umgehen, als es bei vorherigen Varianten der Fall war. Dies führt auch zu der höheren Geschwindigkeit bei der Ausbreitung der Variante. So treten seit Omikron nun mehr Fälle von Mehrfachinfektionen auf. Patienten, die aufgrund einer früheren Infektion Antikörper gebildet haben, können sich nun mit höherer Wahrscheinlichkeit erneut infizieren, als es zuvor der Fall war. Prof Francois Balloux, Direktor des Genetics Institute an dem University College London, führte hierzu in einem Interview aus, dass sowohl genesene als auch geimpfte Personen ein höheres Infektionsrisiko haben, als bei früheren Varianten. Grund hierfür ist, dass es Omikron besser versteht das menschliche Immunsystem zu umgehen und somit von den Antikörpern nicht ausreichend abgewehrt werden kann.
Schnell erhoben aufgrund dieser Erkenntnisse Impfkritiker ihre Stimme und hinterfragen den Sinn der Impfungen, wenn es dem Virus doch nun gelingt, die Antikörper zu umgehen. Doch dies ist laut Prof. Peter Openshaw vom Imperial College in London nicht zutreffend und verkennt die Gesamtsituation. Erstens gibt es neben der Omikron Variante weiterhin die gefährliche Delta Variante, gegen deren Ausbreitung die aktuellen Impfstoffe ihre Effektivität entfalten. Zudem geht Openshaw davon aus, dass es auch der Omikron Variante nicht gänzlich gelingen wird den Impfschutz zu umgehen. Die aktuellen Impfstoffe haben bereits einen Qualitätsgrad erreicht, der sie gegen die gängigen Covid19 Varianten sehr effektiv macht. Nicht unerwähnt möchte Prof. Openshaw allerdings lassen, dass es einer genaueren Einordnung einer belastbaren Datenbasis bedarf. Diese Datenbasis ist bisher noch nicht ausreichend vorhanden, da die Omikron Variante noch zu neu und damit noch nicht ausreichend erforscht ist.
Doch wie gestaltet sich der Krankheitsverlauf bei mit Omikron infizierten Patienten? Nachdem bekannt wurde, dass es der Variante besser als allen bisher entdeckten Varianten gelingt, die Antikörper zu umgehen, bestand schnell die Vermutung, dass sich auch der Krankheitsverlauf noch dramatischer gestalten könnte. Laut neuesten Erkenntnissen hat sich bisher jedoch nicht bestätigt. Jedoch muss auch hier auf die noch geringe Datenbasis hingewiesen werden, auf die sich die bisherigen Erkenntnisse stützen.
Vergleicht man die Zahl der in Krankenhaus eingelieferten Patienten, die auf die Omikron Variante positiv getestet wurden mit der Zahl der Delta Variante, so fällt diese prozentual nicht höher aus. Im Gegenteil. Laut der britischen Gesundheitsbehörde, wird ein Krankenhausaufenthalt bei Omikron Patienten zwischen 50 bis 70 Prozent weniger oft notwendig, als es bei Patienten der Fall ist, die sich mit der Delta Variante infiziert haben. Die Wahrscheinlichkeit einer Behandlung in der Notaufnahme ist bei Omikron Patienten zudem zwischen 31 und 45 Prozent geringer im Vergleich zur Delta Variante des Covid19 Virus.
Ist die Omikron Variante schneller verbreitbar als Delta?
Erste Auswertungen legen daher die Vermutung nahe, dass sich die Omikron Variante zwar schneller verbreitet, jedoch einen milderen Krankheitsverlauf mit sich bringt, als es bei der Delta Variante der Fall ist. Allerdings muss neben der geringen Datenlage auch berücksichtigt werden, dass es sich bei den infizierten Personen überwiegend um jüngere Altersgruppen handelt, die generell ein geringeres Risiko eines schweren bis lebensbedrohlichen Krankheitsverlaufs haben. Auch ist bisher der Krankheitsverlauf bei älteren Altersgruppen nicht eindeutig. Diese sind zumeist einem höheren Risiko eines schweren Verlaufs ausgesetzt. Ob dies auch bei der Omikron Variante zutrifft, muss sich erst noch zeigen. Klar ist jedoch, dass eine Impfung beziehungsweise Auffrischung der Impfungen von Experten befürwortet wird, um einer eventuellen Überlastung der Gesundheitssysteme vorzubeugen.
Um eine entsprechend hohe Impfquote zu erreichen werden in verschiedenen Ländern, wie auch Deutschland, Möglichkeiten zur Einführung einer Impfpflicht diskutiert. Auch die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge für impfunwillige Personen ist mittlerweile Thema und führt zu weiteren Kontroversen. Gleichzeitig laufen die Beschaffungsmaßnahmen für weitere Impfstoffe auf Hochtouren, um die hohen Impfquoten aufrechterhalten zu können.
Informationsquelle 1: who*int
Informationsquelle 2: bundesgesundheitsministerium*de
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