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Schlafapnoe revolutionieren: Wie Sleep Revolution Diagnose und Behandlung verbessert

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Neue Ansätze in der Diagnose und Behandlung von Schlafapnoe
Eine überraschende Diagnose
Clare Williams war erst Anfang 30, als sie die Diagnose obstruktive Schlafapnoe (OSA) erhielt – eine Erkrankung, die am häufigsten bei übergewichtigen, männlichen Patienten mittleren Alters auftritt. Clare hingegen war jung, schlank und weiblich, passte also nicht in das typische Bild. Ihre Symptome, darunter starke Müdigkeit und wiederholtes Erwachen in der Nacht, wurden lange Zeit von Ärzten ignoriert. „Die Ärzte nahmen mich nicht ernst, weil ich nicht ins Profil passte. Dabei haben mich die durchwachten Nächte gesundheitlich stark beeinträchtigt“, sagt sie.

Warum Schlafmedizin oft unterschätzt wird
Dr. Erna Sif Arnardottir, eine erfahrene Schlafmedizinerin, setzt sich dafür ein, dass Patienten wie Clare schneller erkannt und besser behandelt werden. Ihrer Meinung nach wird Schlafmedizin noch immer nicht genügend Beachtung geschenkt. „Die meisten Ärzte haben in ihrer Ausbildung nur zwei bis vier Stunden Unterricht über Schlaf. Wenn sie mehr lernen wollen, müssen sie dies nach ihrer formalen Ausbildung tun“, erklärt sie.

Dabei ist die Relevanz von Schlafstörungen nicht zu unterschätzen. Schätzungsweise 175 Millionen Europäer leiden an OSA. Die Erkrankung erhöht das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und führt häufig zu chronischer Tagesmüdigkeit, die das tägliche Leben massiv beeinträchtigen kann.

Das Projekt „Sleep Revolution“: Ein neuer Ansatz
Dr. Arnardottir leitet das EU-finanzierte Projekt „Sleep Revolution“, das die Diagnose und Behandlung von OSA revolutionieren will. Mit einem Budget von 15 Millionen Euro und 39 Partnerorganisationen aus Europa und Australien zielt das Projekt darauf ab, mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) eine individuellere und effektivere Behandlung zu ermöglichen.

OSA wird durch Atemaussetzer während des Schlafs verursacht, die durch blockierte oder kollabierte Atemwege entstehen. Patienten erleben häufige, kurze Erweckungen, ohne sich daran zu erinnern, was ihre Schlafqualität erheblich beeinträchtigt. „Ich bin morgens oft mit Kopfschmerzen und Halsschmerzen aufgewacht und war den ganzen Tag über erschöpft“, erinnert sich Clare.

Wartezeiten verkürzen: Diagnose zu Hause
Ein großes Problem ist die lange Wartezeit auf einen Termin in einer Schlafklinik, die in manchen Ländern bis zu zwei Jahre betragen kann. Das Team von „Sleep Revolution“ arbeitet daran, Schlaftests aus den Kliniken in die Häuser der Patienten zu bringen. Ein selbst anzulegendes Schlafüberwachungsgerät wird getestet, das über drei Nächte hinweg Daten sammelt und an Ärzte weiterleitet.

Der Vorteil dieser Technologie liegt in der natürlichen Schlafumgebung zu Hause. Die Daten erlauben es Ärzten, die Schwere der OSA besser zu bewerten und Risikopatienten schneller zu identifizieren. „Schlafapnoe ist nicht für jeden gleich gefährlich. Unser Ziel ist es, die gefährdetsten Menschen frühzeitig zu finden und priorisiert zu behandeln“, erklärt Arnardottir.

Lebensstilinterventionen als Teil der Lösung
Neben technologischen Innovationen untersucht das Projekt, wie Lebensstiländerungen die Schwere von OSA reduzieren können. Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen OSA und Fettleibigkeit. Deshalb werden Patientengruppen von Sportexperten oder über die „Sleep Revolution“ App angeleitet, ihre Muskeln – einschließlich der Mund- und Rachenmuskulatur – zu stärken. Gleichzeitig erhalten sie Ernährungsberatung, da überschüssiges Gewicht die Atemwege verengen kann.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und die Abhängigkeit von Geräten wie CPAP-Maschinen zu reduzieren. Clare, die inzwischen 50 Jahre alt ist, nutzt ein solches Gerät, das durch eine Maske einen kontinuierlichen Luftstrom liefert, um ihre Atemwege offen zu halten. „Es funktioniert gut, aber die Geräte sind oft sperrig, und die Masken können rutschen oder undicht werden“, berichtet sie.

Die Zukunft der Schlafmedizin
Das Projekt „Sleep Revolution“ setzt auf eine personalisierte medizinische Versorgung, die Technologie, Lebensstiländerungen und bessere Diagnostik kombiniert. Aktuell werden 1.000 Patienten in Europa sowohl in Kliniken als auch zu Hause getestet. Alle gesammelten Daten werden zentral auf einem Server in Island gespeichert und stehen den Projektpartnern für Analysen zur Verfügung.

Durch die Möglichkeit, Diagnosen über mehrere Nächte hinweg zu Hause durchzuführen, können Ärzte besser verstehen, wie sich die Schwere der OSA verändert. Dies könnte dazu beitragen, die Behandlung individueller und effektiver zu gestalten. „Die traurige Realität ist, dass viele Menschen jahrelang mit Schlafapnoe leben, bevor sie diagnostiziert werden. Es wäre viel besser, diese Erkrankung frühzeitig zu erkennen“, sagt Arnardottir.

Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung
„Sleep Revolution“ zeigt, wie wichtig es ist, moderne Technologien und präventive Ansätze zu nutzen, um die Lebensqualität von Millionen von Menschen zu verbessern. Mit KI, personalisierten Behandlungen und einer stärkeren Fokussierung auf Lebensstiländerungen könnte das Projekt einen entscheidenden Beitrag zur besseren Versorgung von Patienten mit Schlafapnoe leisten.

Die Kombination aus frühzeitiger Diagnose, innovativer Technologie und patientenzentrierter Versorgung markiert einen Meilenstein in der Schlafmedizin – mit der Hoffnung, dass Patienten wie Clare nicht mehr jahrelang auf Hilfe warten müssen.

Informationsquelle: who . int