Medikamente gegen Asthma
Bei Asthma ist immer eine Behandlung mit Medikamenten erforderlich. Viele Patienten schrecken zwar davor zurück, ein Leben lang Arzneimittel (insbesondere Kortisonpräparate) zu nehmen, doch bislang lässt sich der Verlauf der Erkrankung nur mit Medikamenten wirksam beeinflussen. Es gibt heute bewährte Substanzen, die die Überempfindlichkeit der Bronchien eindämmen, Husten und Atemnot mildern und die mit relativ wenigen Risiken behaftet sind. Eine maßgeschneiderte Therapie kann die körperliche Belastbarkeit und die Lungenfunktion weitgehend erhalten und Ihnen ein überwiegend beschwerdefreies Leben ermöglichen. Dennoch ist dies kein Freibrief für eine ungesunde Lebensführung. Auch wenn Sie Medikamente nehmen, müssen Sie unbedingt vorbeugende Maßnahmen beachten und zum Beispiel Zigarettenrauch, Autoabgase und andere Reizstoffe meiden, um Ihre Atemwege nicht zusätzlich zu belasten. Die am besten geeigneten Medikamente zur Behandlung von Asthma sind
• bronchienerweiternde Mittel zum Inhalieren
• Glukokortikoide
Detaillierte Hinweise zu Gegenanzeigen, Wechsel- und unerwünschten Wirkungen von Asthmamitteln finden Sie im Artikel „Medikamente“.
„Gut eingestellt“ erhöht die Lebensqualität
„Gut eingestellt“ bedeutet, dass Sie regelmäßig die Medikamente nehmen, die für den individuellen Schweregrad Ihres Asthmas die richtigen sind. Damit bekommen Sie die Entzündung in den Bronchien unter Kontrolle, und die Krankheit beeinflusst Ihren Alltag nur wenig. Sie wird Sie zwar immer begleiten, doch sie wird Ihre Lebensqualität und Ihre Lebenserwartung kaum beeinträchtigen.
Erfolgt dagegen keine dauerhaft entzündungshemmende Therapie, besteht die Gefahr, dass sich das Krankheitsbild verschlimmert und es schließlich zu einer nicht mehr rückbildungsfähigen Einengung der Atemwege kommt.
Spray mit Spacer zur Inhalation
Von Pulver, Sprays und Spacer
Asthmamittel zum Inhalieren gibt es als Spray und als Pulver. Beide sind gleich wirksam, wenn sie tief genug eingeatmet werden. Sprays (sogenannte Dosieraerosole) geben pro Hub eine bestimmte Menge des Wirkstoffs ab. Allerdings gelangen – selbst bei bester Atemtechnik – nur etwa 20 Prozent davon in die Lunge, während der Rest im Mund- und Rachenraum und am Kehlkopf hängen bleibt. Die Anwendung von Dosieraerosolen eignet sich insbesondere bei schwerem Asthma, weil sich das Spray leicht einatmen lässt.
Wenn Sie mit der Handhabung des Dosieraerosols Probleme haben, können Sie eine Inhalationshilfe (sogenannte Vorschaltkammern oder Spacer) verwenden. Sie erleichtern die Koordination zwischen Einatmung und Auslösung des Sprühstoßes. Außerdem bleibt auf diese Weise weniger Wirkstoff im Mund- und Rachenraum haften, sodass mehr in die Lunge transportiert wird. Eine solche Inhalationshilfe können Sie bei jedem Spray (unabhängig vom Arzneistoff) verwenden. Einmal pro Woche sollten Sie den Spacer mit warmem Wasser und einem Tropfen Spülmittel reinigen und danach am besten ‚ an der Luft trocknen lassen.
Die wichtigsten Arzneistoffe gegen Asthma im Überblick
Die Medikamente unterscheiden sich in Mittel, die kurzfristig wirken und die Bronchien erweitern (Reliever), und solche, die eine langfristige und eine antientzündliche Wirkung haben (Controller):
• Die wichtigsten Reliever sind kurzwirkende Beta-2-Sympathomimetika, bei denen die Wirkstofffreisetzung nicht verzögert ist. Diese bronchialerweiternden Substanzen helfen bei einem akuten Anfall.
• Wirksame Controller sind Glukokortikoide und langwirkende Beta-2-Sympathomimetika. Diese Medikamente enthalten entzündungshemmende Substanzen und beugen den Anfällen vor.
Weitere Mittel:
• Mastzellstabilisatoren zum Inhalieren mit den Wirkstoffen Cromoglizinsäure oder Nedocromil (unter anderem in DNCC STADA, Flui-DNCC, DNCC Trom) werden heute bei Erwachsenen nicht mehr als Mittel der ersten Wahl zur vorbeugenden Behandlung von Asthma empfohlen.
Zur Akuttherapie eignen sie sich ohnehin nicht, hierzu sind sie auch nie angeboten worden
• Theophyllin (unter anderem in Bronchoretard, Theophyllinratiopharm, Euphylong) ist eine koffeinähnliche Substanz, die die Bronchien erweitert, indem sie die glatte Muskulatur erschlaffen lässt. Außerdem fördert sie den Schleimabtransport über die Flimmerhärchen, senkt den Druck in den Blutgefäßen der Lunge und behindert die Freisetzung von entzündungsfördernden Stoffen. Die therapeutische Wirksamkeit von Theophyllin bei Asthma ist erwiesen. Dennoch sind die Mittel nur mit Einschränkung geeignet, da sie gegenüber den langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika schlechter verträglich sind.
• Montelukast (Singulair) hemmt die Wirkung von körpereigenen Stoffen, die Entzündungen fördern. Das Mittel ist zugelassen für Asthmapatienten, bei denen leichtes bis mittelschweres chronisches Asthma mit Beta-2-Sympathomimetika und Kortison zum Inhalieren nicht befriedigend zu behandeln ist, oder wenn einem Belastungsasthma vorgebeugt werden soll. Montelukast darf derzeit nur in Kombination mit anderen Arzneistoffen eingesetzt werden, da es die vorbeugende Dauertherapie mit Kortisonspray nicht ersetzen kann. Eine abschließende Beurteilung des Stellenwerts von Montelukast in der Asthmatherapie ist mit den zurzeit vorliegenden Daten noch nicht möglich.
• Anticholinergika zum Inhalieren wie Ipratropiumbromid (Atrovent) sind in erster Linie zur Behandlung der chronischen Bronchitis geeignet. Die Mittel hemmen Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur, sodass die Bronchien normal weit gestellt bleiben. Da sie nicht gegen Entzündungen in den Bronchien wirken, sollten sie bei Asthma nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen angewendet werden.
Bei Pulverinhalatoren wird die genaue Dosis in eine Kammer abgegeben. Aus dieser Kammer müssen Sie den Wirkstoff möglichst schnell mit einem kräftigen Atemzug einatmen. Die Information in manchen Beipackzetteln, nach der das Pulver langsam inhaliert werden soll, ist falsch, denn nur bei einer hohen Strömungsgeschwindigkeit erreichen möglichst viele Arzneistoffpartikel die unteren Atemwege.
Im Unterschied zu Dosieraerosolen müssen Sie bei Pulverinhalatoren nicht Knopfdruck und Atmung koordinieren. Deshalb benötigen Sie hier keine Inhalationshilfe. Auch bei der Inhalation von Pulver erreichen maximal 25 Prozent des Wirkstoffs die tieferen Abschnitte der Bronchien. Vor Hustenanfällen brauchen Sie keine Angst zu haben, denn das Pulver besteht aus sehr feinen Partikeln, die Sie beim Einatmen gar nicht spüren. Pulverinhalatoren sind vor allem bei leichtem bis mittelschwerem Asthma und bei Kindern ab dem Schulalter geeignet.
Stufenplan zur Behandlung von Erwachsenen
Für die Behandlung gibt es einen Stufenplan. Wann, wie oft und welche konkreten Arzneimittel Sie benötigen, hängt vom Schweregrad Ihrer Erkrankung ab.
Stufe 7 – leichtes (nur sporadisch auftretendes) Asthma
Inhalation eines kurzwirksamen bronchienerweiternden Mittels bei Bedarf.
Stufe 2 – leichtes (fortbestehendes) Asthma
Regelmäßige Inhalation eines Glukokortikoids in niedriger Dosis sowie Inhalation eines kurzwirksamen bronchienerweiternden Mittels bei Bedarf.
Stufe 3 – mittelschweres (fortbestehendes) Asthma
Zur akuten Behandlung (ebenfalls wie bei den Stufen 1 und 2) kurzwirkende bronchienerweiternde Mittel zum Inhalieren. Zur Dauertherapie: Glukokortikoide als Inhalationsspray und eventuell zusätzlich langwirksame bronchienerweiternde Mittel.
Stufe 4 – schweres (fortbestehendes) Asthma
Therapie wie bei Stufe 3, jedoch höherdosierte Glukokortikoide zum Inhalieren und eventuell Omalizumab oder kurzzeitig Glukokortikoide zum Einnehmen.
Richtig inhalieren
Beim Inhalieren von Asthmamitteln werden häufig Fehler gemacht, sodass der Wirkstoff nicht ausreichend aufgenommen
wird. Beachten Sie deshalb immer die folgenden Schritte:
1. Bereiten Sie die Inhalation vor, indem Sie zunächst langsam und entspannt ausatmen.
2. Lösen Sie anschließend -je nach Gerät – die Inhalation aus und atmen Sie dabei tief ein.
3. Halten Sie danach den Atem für etwa zehn Sekunden an, damit das Mittel in den Bronchien seine Wirkung entfalten kann.
4. Atmen Sie nun langsam – am besten durch die Nase oder mit der „dosierten Lippenbremse“ aus.
Eine weitere Inhalation dürfen Sie – unter Beachtung der Punkte i bis 4-frühestens nach einer Minute durchführen.
Stufe 7: Sporadisch auftretendes (intermittierendes) Asthma
Wenn Sie nur gelegentlich, das heißt seltener als zweimal in der Woche am Tag und seltener als zweimal im Monat in der Nacht, Atembeschwerden haben, etwa bei körperlicher Anstrengung oder nach (kurzfristigem) Kontakt mit Allergenen, benötigen Sie keine Dauertherapie mit Medikamenten, sondern lediglich ein Präparat, das Sie nach Bedarf einsetzen.
Sobald Sie Atemprobleme verspüren, sollten Sie ein bronchienerweiterndes Mittel inhalieren. Am besten geeignet sind Beta-2- Sympathomimetika mit den kurzwirkenden Substanzen Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin.
Anticholinergika zum Inhalieren sind nur mit Einschränkung geeignet, da sie langsamer und schwächer wirken als die kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren. Ihr Einsatz ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Anwendung von kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika nicht möglich ist, oder zusammen mit kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika, wenn es zu einer akuten Verschlimmerung der Atemprobleme kommt und kurzwirkende Beta-2-Sympathomimetika allein nicht ausreichend wirken. In solchen Fällen müssen die Anticholinergika hoch dosiert werden, um die Bronchien zusätzlich zur Gabe von Beta-2-Sympathomimetika zu erweitern.
Das Gleiche gilt auch für Kombinationspräparate, die ein Beta-2- Sympathomimetikum und ein Anticholinergikum zum Inhalieren enthalten. Da die einzelnen Wirkstoffe in der fixen Kombination niedrig dosiert sind, besteht die Gefahr, dass – um die geeignete Dosis des Anticholinergikums zu erzielen – das Beta-2-Sympathomimetikum höher dosiert wird als erforderlich. Das wiederum erhöht das Risiko für unerwünschte Wirkungen am Herz. Soll ein Kombinationspräparat eingesetzt werden, muss die Dosierung der Einzelstoffe zu Ihrem persönlichen Krankheitsbild passen.
Stufe 2: Leichtes, fortbestehendes (persistierendes) Asthma
Hier treten die Anfälle tagsüber seltener als einmal pro Woche und nachts häufiger als zweimal pro Woche auf.
Die beiden Mittel der ersten Wahl sind kurzwirkende Beta-2- Sympathomimetika zum Inhalieren sowie Glukokortikoide, ebenfalls als Inhalationsspray. Sie müssen jedoch beide Medikamente unterschiedlich einsetzen, da das eine für die akute und das andere für die vorbeugende Behandlung geeignet ist.
Mit kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika wie den Wirk-stoffen Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin lassen sich leichte bis mittelschwere Asthmaanfälle meist unterbrechen. Für die regelmäßige Anwendung sind diese Mittel jedoch wenig geeignet. Zum einen wirken sie dann nicht besser, als wenn Sie sie nur bei Bedarf einsetzen, zum anderen steigen bei hohem Verbrauch die Risiken für unerwünschte Wirkungen.
Glukokortikoide als Inhalationsspray haben heute ihren festen Platz in der vorbeugenden Behandlung von Asthma ab Stufe 2. Sie dämpfen die Entzündung in den Bronchien, sodass diese weniger empfindlich werden und die Anzahl der Asthmaanfälle zurückgeht. Bei über 90 Prozent der Asthmatiker reicht das inhalierbare Kortison aus, sodass sie keine Tabletten schlucken müssen. Damit ein Kortisonspray seine volle Wirkung entfalten kann, sollten Sie die Mittel in niedriger Dosis täglich inhalieren.
Kinder müssen sorgfältig überwacht werden und immer eine möglichst niedrige Dosierung erhalten, da zu hoch dosierte Glukokortikoide das Wachstum beeinträchtigen können.
Das Inhalieren von Kortison hilft nicht bei akuten Beschwerden
Glukokortikoide als Inhalationsspray eignen sich nicht zur Behandlung akuter Atemnot, denn ihre Wirkung setzt nur langsam ein. Bei akuten Atemproblemen müssen Sie ein bronchienerweiterndes Mittel inhalieren und je nach Schweregrad eventuell weitere Medikamente einnehmen.
Wann die Angst vor Kortison unbegründet ist
Obwohl Glukokortikoide zum Inhalieren heute zur Standardtherapie des Asthmas ab Stufe 2 gehören und Patienten, die die Mittel konsequent anwenden, weniger Anfälle bekommen und seltener stationär behandelt werden müssen, lehnen viele Asthmakranke die Anwendung kortisonhaltiger Medikamente strikt ab. Auch manche Ärzte scheuen sich, Glukokortikoide zu verschreiben. Gefürchtet sind insbesondere die berüchtigten Nebenwirkungen wie „Vollmondgesicht“, Wassereinlagerungen und die mögliche Zerstörung der Knochenfestigkeit.
Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass diese unerwünschten Wirkungen bei der Inhalation nicht auftreten. Da hier das Kortison nicht geschluckt oder gespritzt wird, kann es sich nicht flächendeckend im Körper verteilen. Das Spray wirkt in den Atemwegen und der winzige Anteil, den der Organismus aufnimmt, wird schon bei der ersten Passage durch die Leber abgebaut.
Deshalb kann es maximal zu einem Tausendstel der Nebenwirkungen kommen, die bei der Einnahme von Tabletten zu befürchten sind. Selbst bei langjähriger Anwendung sind die möglichen unerwünschten Wirkungen sehr gering. Sie äußern sich am ehesten mit Pilzerkrankungen im Mund. Doch auch das können Sie weitgehend vermeiden, wenn Sie einen sogenannten Spacer benutzen oder wenn Sie sich nach der Anwendung des Sprays gründlich den Mund ausspülen und danach etwas essen.
Auch bei einer Stoßtherapie mit Kortisontabletten, die manchmal bei einer akuten Verschlimmerung des Asthmas notwendig ist, aber nicht länger als zwei Wochen dauert, kommt es kaum zu ernsthaften Nebenwirkungen. Mit diesen muss lediglich bei der Langzeiteinnahme von Tabletten gerechnet werden.
Lässt sich das Asthma mit Beta-2-Sympathomimetika und Glukokortikoiden als Inhalationsspray nicht befriedigend behandeln, kann der Arzt zusätzlich Montelukast verordnen. Es gibt Hinweise darauf, dass mit der zusätzlichen Anwendung dieses Mittels die Dosis von Kortison zum Inhalieren reduziert werden kann.
Das Mittel ist für die zusätzliche Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Asthma zugelassen und darf auch Kleinkindern verabreicht werden. Allerdings ist eine abschließende Beurteilung von Montelukast als Medikament gegen Asthma zurzeit nicht möglich, da noch keine ausreichenden Daten vorliegen.
Mastzellstabilisatoren zum Inhalieren mit den Wirkstoffen Cromoglizinsäure und Nedocromil sind zur Dauertherapie nur mit Einschränkung geeignet, da sie nicht so gut und zuverlässig wirken wie Glukokortikoide. Sie kommen allenfalls zur Behandlung des allergischen Asthmas bei Kindern und Jugendlicheninfrage oder wenn die Atemnot unter körperlicher Belastung auf- tritt (Anstrengungsasthma).
Anticholinergika zum Inhalieren nach Bedarf sind bei Asthma der Stufe 2 nur mit Einschränkung geeignet, weil sie langsamer und schwächer wirken als Beta-2-Sympathomimetika. Sie sollten deshalb nur eingesetzt werden, wenn Beta-2-Sympathomimetika nicht angewendet werden können oder aber hochdosiert zusammen mit Beta-2-Sympathomimetika, wenn sich die Atembeschwerden akut verschlimmern und kurzwirkende Beta-2- Sympathomimetika allein keine ausreichende Wirkung haben.
Zur dauerhaften Anwendung ist die Kombination von Beta-2- Sympathomimetikum und Anticholinergikum zum Inhalieren wenig geeignet, da das Kombinationspräparat im Gegensatz zu Kortisonsprays nicht gegen die Entzündung in den Bronchien wirkt.
Stufe 3: Mittelschweres, fortbestehendes Asthma
Hier kommt es täglich und häufiger als einmal in der Woche auch nachts zu Asthmaanfällen. Sobald die Atemnot auftritt, sollten Sie (wie beim Asthma der Stufen 1 und 2) kurzwirksame Beta-2- Sympathomimetika mit den Wirkstoffen Fenoterol, Salbutamol oder Terbutalin inhalieren. Als Dauertherapie eignen sich ebenfalls Glukokortikoide als Inhalationssprays und – falls deren Wirkung nicht ausreicht – zusätzlich die langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren mit den Wirkstoffen Formoterol oder Salmeterol. Diese können jedoch die Dauertherapie mit einem Kortisonspray nicht ersetzen, das die chronische Entzündung in den Bronchien stoppt.
Außerdem eignen sich Formoterol und Salmeterol nicht zur Behandlung des akuten Asthmaanfalls, den Sie mit den oben genannten kurzwirkenden Beta-2- Sympathomimetika unterbrechen können. Diese kurzwirkenden Mittel sind wiederum wenig zur Dauerbehandlung geeignet, da sie zum einen nicht besser wirken als bei bedarfsweisem Einsatz, zum anderen die Risiken für unerwünschte Wirkungen steigen.
Bei mittelschwerem Asthma benötigen auch Kinder höhere Dosierungen an Glukokortikoiden zum Inhalieren. Um unerwünschten Wirkungen beim Knochenwachstum vorzubeugen, sollte die Dosis verringert werden, sobald sich das Krankheitsbild stabilisiert hat.
Kombinationspräparate aus langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika, die die Bronchien erweitern und Glukokortikoiden zum Inhalieren, die die Entzündung in der Bronchial-Schleimhaut dämpfen, können sinnvoll sein, da sich beide Substanzgruppen in ihrer Wirkung ergänzen. Ihr Einsatz ist jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn bei Asthma ab Stufe 3 tatsächlich eine Dauertherapie mit langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika erforderlich ist und die kombinierten Dosierungen für die Patienten die richtigen sind.
Theophyllin ist zur Dauertherapie zusätzlich zu Glukokortikoiden zum Inhalieren geeignet, wenn langwirkende Beta-2-Sympathomimetika als Zusatzmittel keine ausreichende Wirkung haben. Wird das Mittel bei Kindern unter 14 Jahren über längere Zeit eingesetzt, muss der Arzt regelmäßig den Blutspiegel kontrollieren, da die Substanz bei Kindern sehr unterschiedlich abgebaut wird.
Das Präparat Aminophyllin ist nur wenig geeignet, da es sich aus den Wirkstoffen Theophyllin und Ethylendiamin zusammensetzt, aber nicht besser wirkt als Theophyllin allein, dafür aber mehr unerwünschte Wirkungen haben kann.
Montelukast ist nur mit Einschränkung geeignet
Anticholinergika zum Inhalieren sind ebenfalls nur mit Einschränkung geeignet, da sie langsamer und schwächer wirken als Beta-2-Sympathomimetika. Sie können jedoch bedarfsweise und in hoher Dosierung zusätzlich eingesetzt werden, wenn sich das Asthma akut verschlimmert und mit Beta-2-Sympathomimetika keine ausreichende Besserung eintritt. Zur Langzeittherapie sind die Mittel jedoch wenig geeignet, da die therapeutische Wirksamkeit dafür nicht hinreichend nachgewiesen ist.
Die Kombination von Beta-2-Sympathomimetikum und Mast-zellstabilisator zum Inhalieren (Reproterol + Cromoglizinsäure in Allergospasmin, AARANE) ist zur Dauerbehandlung wenig geeignet, denn Beta-2-Sympathomimetika sollen nur nach Bedarf angewendet werden, Mastzellstabilisatoren aber dauerhaft. Darüber hinaus ist nicht hinreichend nachgewiesen, dass die feste Kombination besser wirkt als die getrennte Anwendung der einzelnen Mittel.
Beta-2-Sympathomimetika als Tabletten erweitern – ebenso wie die Mittel zum Inhalieren – die Atemwege. Sie sollten jedoch nur in Ausnahmefällen angewendet werden, wenn es nicht möglich ist, den Wirkstoff zu inhalieren. Zur Behandlung eines akuten Asthmaanfalls sind Tabletten nicht geeignet, weil die Wirkung zu spät einsetzt. Außerdem treten unerwünschte Wirkungen häufiger auf und sie sind stärker ausgeprägt als bei den Inhalationssprays.
Soforthilfe im Ernstfall
Schwere Asthmaanfälle können lebensbedrohlich sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie in der Lage sind, sie so gut es geht zu vermeiden und sofort die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, wenn sich dennoch ein Anfall abzeichnet. Das lernen Sie am besten in einer Patientenschulung. Aus mehreren Studien geht hervor, dass Asthmakranke, die an einer solchen Schulung teilgenommen haben, seltener und weniger ausgeprägte Anfälle haben.
Sobald Sie merken, dass Ihre Atemnot stärker wird oder Ihre Peak-Flow-Werte abnehmen, müssen Sie die Dosis Ihrer Medikamente entsprechend anpassen:
• Inhalieren Sie zwei Hübe eines Notfallsprays (eines kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetikums.
• Warten Sie zirka fünf bis zehn Minuten ab. Nehmen Sie eine atemerleichternde Körperhaltung ein und versuchen Sie, ruhig zu atmen – am besten mit der „dosierten Lippenbremse“.
• Messen Sie nach zirka zehn Minuten erneut Ihren Peak-Flow. Sind die Werte wieder im Normalbereich, brauchen Sie keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.
Wenn das Notfallspray nicht ausreichend gewirkt hat und die Atemnot nicht deutlich zurückgegangen ist, droht ein schwerer Anfall. Jetzt müssen Sie sofort weitere Schritte unternehmen:
• Inhalieren Sie nochmals zwei Hübe Ihres Notfallsprays, um die Wirkung zu verstärken.
• Nehmen Sie sofort eine Kortisontablette in einer Dosis von 40 bis 50 Milligramm
und trinken Sie dazu ein Glas Wasser.
Das Glukokortikoid kann in dieser Situation lebensrettend sein, deshalb dürfen Sie keine Zeit mit Bedenken gegen die Anwendung von Kortison verschwenden.
• Nehmen Sie zusätzlich 200 Milligramm eines schnell wirksamen Theophyllins (als Trin kam pulle, Tropfen oder Brausetablette) ein. Das Mittel erweitert die Atemwege schon nach zirka 10 bis 15 Minuten.
• Messen Sie nach zirka 15 Minuten erneut Ihren Peak-Flow. Hat sich Ihr Wert deutlich gebessert, suchen Sie möglichst noch am gleichen Tag Ihren Arzt auf, um das weitere Vorgehen mit ihm zu besprechen. Informieren Sie ihn bei dieser Gelegenheit, wenn Sie einen Infekt der Atemwege haben.
Die meisten Infekte kündigen sich durch Husten, Fieber oder Gliederschmerzen an. Bakterielle Infekte können Sie an einem grün gefärbten Auswurf erkennen.
• Tritt trotz der zusätzlichen Medikamenteneinnahme nach 15 Minuten keine Besserung ein, müssen Sie sofort den Notarzt rufen, denn die Atemnot kann lebensbedrohlich werden.
Manche Anfälle sind so schwer, dass die Kranken kaum noch sprechen – und schon gar nicht ihren Peak-Flow-Wert messen können. Dann müssen Angehörige sofort handeln und den Notarzt verständigen. Da viele Asthmatiker bei starker Luftnot große Ängste haben und selbst nicht mehr in der Lage sind, die richtigen Sofortmaßnahmen zu ergreifen, ist es wichtig, dass auch die Angehörigen an einer Patientenschulungteilnehmen.
Die Kombination von Beta-2-Sympathomimetikum und sekret-lösendem Mittel (Clenbuterol + Ambroxol in Spasmo-Mucosolvan) zum Einnehmen ist wenig geeignet, da Beta-2-Sympathomimetika besser inhaliert werden sollen und ein zusätzliches sekretlösen des Mittel nicht sinnvoll ist.
Stufe 4: Schweres, fortbestehendes Asthma
Hier gelten die gleichen Empfehlungen wie bei Stufe 3. Allerdings müssen bei schwerem Asthma die Glukokortikoide zum Inhalieren in der Regel sehr hoch dosiert und in manchen Fällen zeitweise durch Glukokortikoide zum Einnehmen ergänzt werden.
Kortisontabletten kommen nur in wenigen Fällen zum Einsatz und werden daher auch im Medikamentenkapitel nicht ausführlich vorgestellt. Seit 2005 ist ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von schwerem Asthma im Handel, der in Therapieempfehlungen noch vor Kortisontabletten rangiert: Omalizumab (Xolair).
Spezifische Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung)
Unter bestimmten Voraussetzungen können auch Menschen mit allergisch bedingtem Asthma von einer Hyposensibilisierung profitieren. Wenn zum Bei-spiel Pollen- oder Milbenallergiker allmählich steigende Allergendosen gespritzt bekommen, kann das die Überempfindlichkeit der Atemwege reduzieren. In der Folge können die Asthmaanfälle zurückgehen, sodass weniger Medikamente benötigt werden.
Die Erfolgsaussichten einer SIT bei Asthma sind am größten, wenn
• die Allergie erst seit relativ kurzer Zeit besteht,
• die Anzahl der Allergene gering ist (und Sie auf weniger als sieben Stoffe allergisch reagieren),
• es sich um leichtes allergisches Asthma handelt und
• Sie nicht älter als 50 Jahre sind.
Die Hyposensibilisierung wird insbesondere Patienten mit allergischem Schnupfen empfohlen, um die Entwicklung von Asthma (den sogenannten Etagenwechsel) von vornherein zu verhindern.