Start Hirnkrebs Innovative Therapien gegen Gehirntumoren: Viren und Licht als Hoffnungsträger in der Krebsforschung

Innovative Therapien gegen Gehirntumoren: Viren und Licht als Hoffnungsträger in der Krebsforschung

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Neue Hoffnung für Gehirntumor-Patienten: Viren und Licht als medizinische Verbündete
Dr. Marta Alonso: Eine Mission zur Behandlung von pädiatrischen Gehirntumoren
Dr. Marta Alonso, eine spanische biomedizinische Forscherin, begann ihre Karriere mit einer entscheidenden Begegnung im Jahr 2007. Während eines Praktikums am MD Anderson Cancer Center in Houston traf sie die Familie eines Teenagers, der an einem Medulloblastom litt – dem häufigsten, aber bislang unheilbaren Gehirntumor bei Kindern. Dieses Zusammentreffen prägte ihren beruflichen Weg nachhaltig.

„Das Gespräch mit dieser Familie und das Verständnis für die Schwierigkeiten, die mit einem Mangel an Behandlungsmöglichkeiten einhergehen, haben mich dazu gebracht, mich auf die Erforschung pädiatrischer Gehirntumoren zu spezialisieren“, erinnert sich Alonso.

Nach ihrer Rückkehr nach Spanien gründete sie 2010 ein eigenes Labor und begann, innovative Krebstherapien zu erforschen. Sie widmete sich der onkolytischen Virotherapie, einem Gebiet, das Viren nutzt, um Krebszellen anzugreifen. Diese Methode mag kontraintuitiv erscheinen, doch sie könnte eine Schlüsselrolle bei der Behandlung aggressiver Tumoren spielen.

ViroPedTher: Viren im Kampf gegen Gehirntumore bei Kindern
Alonso leitet das EU-finanzierte Forschungsprojekt ViroPedTher, das 2019 ins Leben gerufen wurde und bis August 2024 läuft. Es konzentriert sich auf die Behandlung seltener und aggressiver Gehirntumoren wie Gliomen und teratoid-rhabdoiden Tumoren. Diese Tumoren treten oft bei Kindern unter drei Jahren auf und liegen tief im Gehirn, was sie schwer zugänglich für chirurgische Eingriffe macht.

Die innovative Herangehensweise von Alonso und ihrem Team besteht darin, modifizierte Adenoviren direkt in die Tumoren zu injizieren. Diese Viren werden so verändert, dass sie das Immunsystem stimulieren und Tumorzellen gezielt zerstören. In einer klinischen Studie wurden 12 Kinder behandelt, wobei die Lebenszeit im Durchschnitt um sechs Monate verlängert wurde – von üblichen 12 auf fast 18 Monate.

„Wir konnten keine signifikanten Nebenwirkungen feststellen, was uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, erklärt Alonso. Ziel ist es, die Technologie weiterzuentwickeln und 2024 größere klinische Studien zu starten.

Lumiblast: Licht als Waffe gegen Glioblastome
Während Alonso an Viren forscht, setzt ein anderes EU-finanziertes Projekt auf Licht als innovatives Mittel zur Behandlung von Gehirntumoren. Das Lumiblast-Projekt, geleitet von Dr. Theodossis Theodossiou am Osloer Universitätskrankenhaus, konzentriert sich auf die Behandlung von Glioblastomen – einer der aggressivsten Formen von Gehirntumoren, die 35–40 % aller bösartigen Hirntumoren ausmachen.

Die Forscher untersuchten die lichtempfindliche Verbindung Protoporphyrin IX, die sich bevorzugt in Glioblastomzellen ansammelt. Unter Lichteinwirkung erzeugt diese Substanz reaktive Sauerstoffspezies, die die Tumorzellen zerstören können. Der Nachteil: Licht kann nur wenige Millimeter tief in Gewebe eindringen, was den Einsatz bei tiefen Tumoren einschränkt.

Um dieses Hindernis zu überwinden, entwickelte das Team chemilumineszente Verbindungen – Substanzen, die durch eine chemische Reaktion „leuchten“ können, ähnlich wie bei Glühwürmchen. Diese Reaktion aktiviert Protoporphyrin IX, ohne dass eine externe Lichtquelle erforderlich ist. Erste Tests an Mäusen zeigten vielversprechende Ergebnisse, und weitere Studien an Tieren sind für 2024 geplant.

Fortschritte und Ausblick: Neue Wege in der Gehirntumorforschung
Die Arbeit von Alonso und Theodossiou zeigt, dass innovative Ansätze wie Viren und Licht neue Hoffnung für Patienten mit Gehirntumoren bieten. Beide Projekte befinden sich noch in der Forschungsphase, doch die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Alonso plant, ihre virotherapeutische Behandlung bis Ende 2025 für Patienten zugänglich zu machen, während Theodossiou hofft, innerhalb von zwei bis drei Jahren erste Studien am Menschen durchzuführen.

Wenn diese Ansätze erfolgreich sind, könnten sie die Behandlung von Gehirntumoren revolutionieren und Tausenden von Patienten weltweit eine bessere Prognose bieten. Die Kombination aus wissenschaftlichem Fortschritt, innovativen Technologien und der Entschlossenheit der Forscher macht deutlich, dass wir uns an der Schwelle zu einem neuen Kapitel in der Krebstherapie befinden.

Informationsquelle: who . int