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Cannabis und Demenz: Neue Studie warnt vor unterschätztem Gesundheitsrisiko

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Marihuana-Konsum könnte Demenzrisiko erhöhen

Am 20. April – dem sogenannten „420-Tag“ – versammeln sich traditionell Fans von Marihuana weltweit, um ihre Leidenschaft für die Pflanze zu feiern. Doch während vielerorts gelacht, geraucht und entspannt wird, werfen neue wissenschaftliche Erkenntnisse einen ernsthaften Schatten auf diese unbeschwerte Stimmung: Der regelmäßige Konsum von Cannabis könnte das Risiko für schwerwiegende Gesundheitsprobleme deutlich erhöhen – und nun scheint auch eine Verbindung zu Demenz nicht mehr ausgeschlossen zu sein.

Bereits bekannt sind Risiken wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und Herzmuskelentzündungen. Nun zeigt eine neue, groß angelegte Studie, dass Cannabiskonsumenten möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko tragen, an Demenz zu erkranken – einer Erkrankung, die tief in das Leben und die Identität eines Menschen eingreift.

Neue Studienergebnisse: Alarmierende Zusammenhänge

Veröffentlicht im renommierten Fachmagazin *JAMA Neurology*, analysierte die Studie die Gesundheitsdaten von mehr als sechs Millionen Menschen in Ontario über einen Zeitraum von 13 Jahren. Dabei zeigte sich: Personen, die wegen cannabisbedingter Komplikationen in einer Notaufnahme oder im Krankenhaus behandelt wurden, hatten ein um 23 % höheres Risiko, innerhalb von fünf Jahren an Demenz zu erkranken. Im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung lag ihr Risiko sogar um 72 % höher.

Dr. Daniel Myran, Mitautor der Studie und Assistenzprofessor an der Universität Ottawa, stellt jedoch klar: „Unsere Ergebnisse belegen einen besorgniserregenden Zusammenhang, aber sie beweisen keine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung.“ Die Wissenschaftler hatten bei ihren Berechnungen bereits Faktoren wie Alter, Geschlecht, psychische Erkrankungen und chronische Vorerkrankungen herausgerechnet.

Warnsignal für Ärzte und Patienten

Für Dr. Robert Page II, Professor an der University of Colorado, ist die Studie ein Weckruf: Ärzte sollten stärker auf Anzeichen einer Cannabisabhängigkeit achten. Menschen, die unter Cannabis Use Disorder leiden, haben oft erhebliche Schwierigkeiten, ihren Konsum zu kontrollieren, auch wenn dieser bereits negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit oder ihr soziales Leben hat.

Wenn sie versuchen aufzuhören, entwickeln sie häufig schwere Entzugserscheinungen wie Depressionen oder Angstzustände, die sie erneut in ärztliche Behandlung zwingen können. Die steigende Potenz heutiger Marihuana-Produkte verschärft diese Problematik zusätzlich: Studien zeigen, dass immer mehr Menschen weltweit eine Abhängigkeit entwickeln – eine stille Epidemie, die oft unterschätzt wird.

„Natürlich“ ist nicht immer ungefährlich

Ein weit verbreitetes Missverständnis: Viele Menschen halten Marihuana für eine harmlose, „natürliche“ Substanz. Dr. Page warnt jedoch ausdrücklich: „Cannabis ist ein psychotropes Medikament, das erhebliche Auswirkungen auf das Gehirn hat.“
Besonders Menschen mit bestehenden psychischen Erkrankungen laufen Gefahr, durch den Konsum schwerwiegende gesundheitliche Folgen zu erleiden.

Er rät dringend dazu, den behandelnden Arzt offen über den Cannabiskonsum zu informieren – egal ob dieser medizinisch oder privat motiviert ist. Nur so können mögliche Risiken frühzeitig erkannt und ernst genommen werden.

Rasante Zunahme von Krankenhausbesuchen

Die Zahlen sind alarmierend: Innerhalb von fünf Jahren nach einer notfallbedingten Behandlung wegen Marihuana wurde bei 5 % der Betroffenen eine Demenz diagnostiziert – nach zehn Jahren waren es sogar 19 %.
Zudem stiegen cannabisbedingte Notaufnahmen bei Erwachsenen im Alter von 45 bis 64 Jahren um das Fünffache, bei Menschen über 65 Jahren sogar um das 27-Fache – innerhalb von nur 13 Jahren.

Dr. Myran betont, dass diese Entwicklung nicht auf Kanada beschränkt ist: „Auch in den USA sehen wir ähnliche Trends.“ Inzwischen übertrifft der tägliche oder fast tägliche Marihuana-Konsum in den Vereinigten Staaten sogar den Alkoholkonsum – ein Trend, der gesellschaftliche und gesundheitliche Folgen haben könnte, die heute noch unterschätzt werden.

Wie könnte Cannabis das Gehirn schädigen?

Forscher vermuten verschiedene Mechanismen: Regelmäßiger Konsum könnte die neuronale Struktur verändern, Entzündungen im Gehirn fördern und mikroskopisch kleine Gefäßschäden verursachen.
Zusätzlich könnten soziale Faktoren wie Depressionen, Isolation oder eine geringere Bildung, die bei intensiven Cannabiskonsumenten häufiger vorkommen, das Demenzrisiko weiter erhöhen.
Auch schwere Kopfverletzungen, etwa durch Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Cannabiskonsum, könnten eine Rolle spielen.

Die offene Frage bleibt: Ursache oder Begleiterscheinung?

Ob Cannabis tatsächlich ursächlich für Demenz ist oder ob regelmäßiger Konsum lediglich mit anderen Risikofaktoren einhergeht, bleibt Gegenstand weiterer Forschung. Doch schon jetzt mahnen die Experten: Es ist höchste Zeit, die gesundheitlichen Risiken von Marihuana nüchtern und kritisch zu betrachten – jenseits von Klischees und verharmlosenden Mythen.

FAQ

Verursacht Cannabis direkt Demenz?

Bisher konnte nur ein Zusammenhang nachgewiesen werden, keine eindeutige Ursache. Weitere Forschung ist nötig, um die Beziehung genauer zu verstehen.

Welche gesundheitlichen Risiken birgt regelmäßiger Marihuana-Konsum?

Neben einem möglichen Demenzrisiko drohen Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen, psychische Erkrankungen und eine erhöhte Unfallgefahr.

Wie häufig kommt Cannabisabhängigkeit vor?

Etwa 30 % der regelmäßigen Konsumenten entwickeln laut CDC eine Abhängigkeit oder eine Cannabis Use Disorder.

Warum ist moderner Marihuana-Konsum gefährlicher als früher?

Die Wirkstoffkonzentration (THC-Gehalt) in heutigen Marihuana-Produkten ist erheblich höher als noch vor einigen Jahrzehnten, was das Risiko schwerer Nebenwirkungen deutlich steigert.

Was sollten Cannabiskonsumenten beachten?

Offene Gespräche mit dem Arzt über den Konsum sind wichtig, um individuelle Risiken besser einschätzen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen zu können.

Informationsquelle: who . int