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Arzneimittelunverträglichkeiten – Symptome Auslöser Diagnose und Behandlung

2050

Arzneimittelunverträglichkeiten
Schätzungen zufolge haben rund ein Viertel aller Erwachsenen in ihrem Leben eine allergische Reaktion auf Arzneimittel. Da sich die Beschwerden überwiegend in unterschiedlichen Hauterkrankungen äußern, wird die Haut auch als „Signalorgan“ für Arzneimittelunverträglichkeiten bezeichnet: Sie offenbart, dass im Inneren des Körpers eine Abwehrreaktion stattfindet. Grundsätzlich kann jedes Medikament, das Sie benutzen, eine Überempfindlichkeitsreaktion hervorrufen. Kinder sind insgesamt weniger gefährdet. Nach einer Studie aus dem Jahr 1991 tragen sie jedoch ein 26-prozentiges Risiko, bis zum 16. Lebensjahr eine Arzneimittelallergie zu entwickeln, wenn ihre Eltern bestimmte Medikamente nicht vertragen.

Warum mit zunehmendem Alter generell die Gefahr von Arzneimittelreaktionen steigt, ist bislang noch nicht hinreichend geklärt. Wahrscheinlich werden Unverträglichkeiten durch erblich bedingte Stoffwechselkrankheiten, durch die gleichzeitige Einnahme mehrerer unterschiedlicher Medikamente, die Ernährung, aber auch durch psychische Faktoren wie Stress und Depressionen begünstigt.

Vorsicht, wenn es schon einmal zu Unverträglichkeiten kam
Wenn Sie schon einmal überempfindlich auf ein Arzneimittel reagiert haben, haben Sie ein zehnfach erhöhtes Risiko, auch auf andere Medikamente allergisch zu reagieren – selbst wenn es sich dabei um völlig andere chemische Substanzen handelt. Informieren Sie deshalb vor jeder Anwendung eines neuen Arzneistoffs Ihren Arzt und Ihre Apotheke. Legen Sie am besten immer Ihren Allergiepass vor.

Symptome
Die Symptome einer Medikamentenunverträglichkeit äußern sich meist in Form von Nesselsucht und Angioödemen, Kontakt-ekzemen, Arzneimittelexanthemen, aber auch als Asthma und im Extremfall im allergischen Schock.

Nesselsucht, Angioödem und allergischer Schock zählen zu den Sofortreaktionen, die innerhalb von Sekunden bis Minuten (seltener erst einigen Stunden) nach der Anwendung eines Medikaments auftreten. Kontaktekzeme und Arzneimittelexantheme gehören dagegen zu den

Sofort zum Arzt
Bei den ersten Anzeichen von Atembeschwerden müssen Sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben, da sie einen schweren Asthmaanfall ankündigen können.
Dehnen sich Exantheme auf die Schleimhäute aus-zum Beispiel auf den Mund und die Augen -, ist ebenfalls rasche ärztliche Hilfe erforderlich.

Sobald sich auf der Haut Symptome bilden, die denen einer verbrühten Haut ähneln (Rötung, Blasenbildung, Ablösung von großen Hautfetzen), ohne dass es zu einer Verbrennung kam, müssen Sie sofort den Notarztwagen rufen. Der Betroffene muss auf schnellstem Weg zur intensivmedizinischen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Denn das Syndrom der verbrühten Haut (toxische, epidermale Nekrolyse/TEN) ist die gefährlichste aller Arzneimittelreaktionen. Es kann rasch auf die inneren Organe übergreifen und zum Tode führen. Reaktionen vom Spättyp, die sich oft erst nach Tagen bilden.

Arzneimittelexantheme
Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Exanthem“ (ex-anthein = aufblühen) beschreibt das Auftreten von „Hautblüten“ (Effloreszenzen). Der Ausschlag kann sich in Form von stark juckenden Flecken, Quaddeln, Blasen, Bläschen, Pusteln oder Knötchen äußern. Diese entstehen meist innerhalb von zehn Tagen nach Beginn einer Therapie mit Medikamenten. Sie sind oft symmetrisch am Körper angeordnet und bilden sich insbesondere an den Streckseiten von Armen und Beinen. Die Symptome können denen von Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Masern, Röteln oder Scharlach ähneln.

In vielen Fällen gehen die Exantheme innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst wieder zurück. Greift der Ausschlag jedoch auf die inneren Organe über, besteht Lebensgefahr.

Schmerzmittel
Wer schon einmal auf ein Schmerzmittel allergisch reagiert hat, sollte diese Substanz meiden. Aber Vorsicht: Schmerzstillende Wirkstoffe stecken nicht nur in ausgewiesenen Schmerzmitteln, sondern auch in zahlreichen anderen Präparaten wie zum Beispiel in Mitteln gegen Erkältungen. Zum Schutz vor unangenehmen Überraschungen sollten Sie vor jeder Medikamentenanwendung sorgfältig den Beipackzettel lesen und grundsätzlich Mittel wählen, die nur einen Wirkstoff enthalten.

Auch wenn Sie Schmerzmittel bislang problemlos vertragen haben, kann sich plötzlich eine akute Unverträglichkeit entwickeln. Dann handelt es sich oft jedoch nicht um eine „echte“ Allergie, sondern um eine pseudoallergische Reaktion, die (im Unterschied zu „echten“ Allergien) von der Menge des Wirkstoffs abhängig ist.

Auslöser von Arzneimittelunverträglichkeiten
Es gibt eine Vielzahl von Arzneistoffen, die allergische oder allergieähnliche Reaktionen hervorrufen können. Zu den häufigsten Auslösern zählen bestimmte Schmerzmittel (besonders Salizylate wie Azetylsalizylsäure, also ASS), Antibiotika, ACE-Hemmer gegen Bluthochdruck und Kontrastmittel, die vor Röntgenaufnahmen verabreicht werden. Eine Sonderrolle spielen Hilfs-, Farb- und Konservierungsstoffe.

Parastoffe
Viele Menschen entwickeln eine Allergie gegen Parastoffe. Parastoff ist die Bezeichnung für eine chemische Gruppe. Zu ihr zählen unter anderen PPD (Paraphenylendiamin), Parabene (PHB-Ester) und auch bestimmte Arzneimittel wie
• Benzokain in Präparaten gegen Halsschmerzen und
• Prokain in Stärkungsmitteln oder lokal wirkenden Schmerz-mitteln (Lokalanästhetika), die sich unter anderem auch in Zäpfchen gegen Hämorrhoiden befinden können.
Sie können vor allem Kontaktallergien auslösen.
Wenn Sie auf einen Parastoff allergisch reagieren, vertragen Sie auch keinen anderen Parastoff. Das heißt: Wenn Sie zum Beispiel auf Benzokain allergisch reagieren, haben Sie auch Probleme mit Parabenen, die sich oft als Konservierungsstoffe in Lebensmitteln verbergen. Parabene werden auch zur Konservierung von Medikamenten eingesetzt. Bei allen anderen Arzneimitteln sollten Sie sicherheitshalber in der Apotheke nachfragen, bevor Sie sie anwenden.

Wechselwirkungen von Medikamenten und UV-Strahlen
Die Anwendung von Arzneimitteln kann die Sonnenempfindlichkeit der Haut verstärken: Wenn Sie sich während einer Therapie mit bestimmten Medikamenten starkem UV-Licht (in der Natur oder in Sonnenstudios) aussetzen, besteht die Gefahr, dass es zu Wechselwirkungen zwischen dem Arzneistoff und UV- Strahlen (fototoxische oder fotoallergische Reaktionen) kommt.

Beim Röntgen Vorbeugen
Informieren Sie vor einer notwendigen Röntgenuntersuchung unbedingt den Arzt, falls Sie schon einmal auf ein Kontrast-mittel reagiert haben. Er kann Ihnen dann vor der Gabe des Kontrastmittels ein Medikament spritzen (Antihistaminika oder Glukokortikoide), das die Ausschüttung von Histamin blockiert und dadurch mögliche Unverträglichkeitsreaktionen dämpft oder ganz verhindert. Diese äußern sich in Hautveränderungen, die von Rötungen, Flecken- bis hin zur Blasenbildung reichen.

Zu den bekanntesten Verursachern fotoallergischer Reaktionen zählen bestimmte Präparate aus den folgenden Arzneimittelgruppen:
• Johanniskraut (Hypericum perforatum)
• Psychopharmaka (wie Schlaf-/Beruhigungsmittel und Anti-depressiva)
• Hormonpräparate
• Antibiotika
• Antipilzmittel
• Mittel gegen Diabetes
• Herzmedikamente
• entzündungshemmende Mittel (Antiphlogistika)

Mit Ausnahme von Johanniskraut sind es aus den genannten Medikamentengruppen aber jeweils nur einzelne Mittel, die die Sonnenempfindlichkeit der Haut und der Augen erhöhen. Lesen Sie sicherheitshalber im Beipackzettel nach, ob dieser einen entsprechenden Hinweis enthält. Falls ja, sollten Sie intensive Sonnenbestrahlung meiden – oder mit Ihrem Arzt klären, ob Sie das Medikament durch ein anderes ersetzen können. Wenn das nicht geht, sollten Sie sich mit einem hohen Lichtschutzfaktor und Sonnenbrille schützen. Bedenken Sie dabei, dass Glasscheiben (zum Beispiel Fenster- und Autoscheiben) UV-A-Strahlen nicht abhalten. Nach dem Absetzen der Arzneimittel verschwinden die allergischen Reaktionen wieder.

Übersicht über die wichtigsten Arzneimittelallergene
Die folgenden Medikamente lösen besonders häufig (pseudo)allergische Reaktionen aus:
• Salizylate wie Azetylsalizylsäure, die in vielen Schmerzpräparaten wie zum Beispiel ASS .Aspirin und in Erkältungsdämpfern enthalten ist, aber auch andere schmerzstillende Wirkstoffe wie Propyphenazon, Metamizol, Parazetamol sowie nichtsteroidale Rheumamittel (NSAR) wie etwa Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac,
• bestimmte Antibiotika (insbesondere Penizillin),
• Sulfonamide zur Bekämpfung von Infektionserregern,
• ACE-Hemmer, die gegen Bluthochdruck verordnet werden,
• örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika),
• Mittel gegen Krampfanfälle (Antikonvulsiva),
• Kontrastmittel, die bei Computertomografien (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) verabreicht werden,
• Hilfsstoffe wie Farbstoffe (besonders Tartrazin) oder Konservierungsmittel (vor allem Parabene), die sich in vielen Arzneimitteln befinden.

Diagnose von Arzneimittelunverträglichkeiten
Da grundsätzlich jedes Medikament eine allergische Reaktion hervorrufen kann, ist es oft nicht leicht, das verantwortliche Allergen zu identifizieren. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht immer der Arzneistoff selbst der Verursacher ist, häufig sind es Abbauprodukte, die sich während des Stoffwechsels im Körper bilden. Auch Hilfsmittel wie zum Beispiel Farb- und Konservierungsstoffe, die bei der Herstellung von Medikamenten hinzugefügt werden, können pseudoallergische Reaktionen hervorrufen.

Unabdingbar ist eine sorgfältige Erhebung der Krankengeschichte. Notieren Sie am besten vor dem Arztbesuch, welche Arzneimittel Sie in den letzten zwei Wochen angewendet haben. Ergibt sich daraus kein konkreter Hinweis, wird der Arzt verschiedene Hauttests und eine Blutuntersuchung veranlassen, um die Auslöser zu ermitteln.

Behandlung von Arzneimittelunverträglichkeiten
Die Therapie von Arzneimittelunverträglichkeiten unterscheidet sich nicht grundlegend von der Therapie anderer Allergien. An erster Stelle steht auch hier das

Vorbeugen: Wenn Sie gegen bestimmte Arzneimittel allergisch sind, dürfen Sie diese in Zukunft nicht mehr anwenden. Sobald die spezifischen Allergene feststehen, wird der Arzt die entsprechende(n) Stoffgruppe(n) in Ihrem Allergiepass vermerken. Diesen sollten Sie stets bei sich tragen und bei jedem Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt sowie beim Kauf von (auch rezeptfreien) Medikamenten in der Apotheke vorlegen.

Die Behandlung akuter Beschwerden hängt vom jeweiligen Krankheitsbild ab, das sich nach der Medikamentenanwendung entwickelt hat. Antihistaminika zum Einnehmen wirken gut gegen Juckreiz. Bei großflächigen Haut- oder Schleimhautschäden kann jedoch auch eine kurzfristige Behandlung mit Glukokortikoiden erforderlich sein.

Vorbeugung von Arzneimittelunverträglichkeiten
Vorbeugen ist bei Allergien besonders wichtig, denn sie gehören zu den Krankheiten, die bislang nur schwer heilbar sind. Da das Krankheitsrisiko für erblich bedingte Allergien wie Neurodermitis, allergischen Schnupfen, Asthma und Nahrungsmittelallergien steigt, wenn bereits Eltern oder Geschwister betroffen sind, muss alles getan werden, um gefährdete Kinder so früh wie möglich zu schützen. Denn nicht allein die Gene, sondern auch viele Umwelteinflüsse und die Lebensweise wirken an der Entstehung von Allergien mit.