Start Babypflege Sanftes Training Wohltaten und Vater sein – Fit nach der Baby Geburt

Sanftes Training Wohltaten und Vater sein – Fit nach der Baby Geburt

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Sanftes Training Wohltaten und Vater sein – Fit nach der Baby Geburt
Körper und Seele haben mit der Schwangerschaft und – als Finale – mit der Geburt eine sensationelle Leistung voll-bracht. Die Veränderungen des Körpers, seine enorme Kraft bei den Wehen und die emotionalen Eindrücke während der Geburt und gleich darauf mit Ihrem Neugeborenen auf dem Bauch verändern Sie nachhaltig. Mit der Geburt Ihres Kindes wird nichts mehr so sein wie früher.

Nicht genug, dass Hormone, die durch die Vorgänge des Körpers in Bewegung gebracht wurden, die Gefühle der Mutter beeinflussen, auch die überwältigenden Emotionen, die Sie als Eltern erfassen, müssen bewältigt werden. Für viele Mütter ist das eine unvorhersehbare Situation, und die Väter, die selbst noch mit den Eindrücken der Geburt beschäftigt sind, sind kaum in der Lage, sich der Bedürfnisse ihrer Frau und Partnerin angemessen anzunehmen. Seien Sie geduldig mit sich!

Vergessen Sie den Ehrgeiz, innerhalb von kurzer Zeit wieder Ihre alte Figur zu haben, in die lang vermissten engen Jeans zu passen und ausschließlich überschwängliche Freude über die neue Situation zu empfinden. In anderen Kulturen pflegte und umsorgte man die Mutter mit ihrem Neugeborenen rund um die Uhr und sorgte dafür, dass sie sich ungestört dem Baby widmen konnte. Intuitives Wissen schützte dort, wo keine Hightech-Medizin verfügbar war, Mutter und Kind vor zu viel Belastung.

Väter sind mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Sie sind der Außenstehende, der scheinbar in das Gefüge von Mutter und Baby nicht hineinpasst. Sie spüren die Verantwortung für die ganze Familie, spüren Ängste auf- kommen, ob Sie dem Baby ein guter Vater sein können, und fragen sich, welche Auswirkungen das Baby auf Ihre Paarbeziehung hat. Das erste Jahr mit Baby steht deutlich im Zeichen des Neugeborenen und seiner Bedürfnisse!

Sanftes Training nach der Geburt
Ich fühle mich drei Wochen nach der Geburt unserer Tochter immer noch komplett angeschlagen. Wie lang dauert es noch, bis ich mich von der Geburt erholt habe?

Rein medizinisch gesehen, dauert das Wochenbett etwa sechs bis acht Wochen. In dieser Zeit soll sich die Gebärmutter auf ihre ursprüngliche Größe zurückgebildet, der Muttermund wieder geschlossen haben und eventuelle Verletzungen des Damms oder die Operationswunde nach einem Kaiserschnitt verheilt sein. Ein altes Sprichwort sagt aber: Neun Monate kommt das Kind, neun Monate geht es. Da ist durchaus etwas Wahres dran. Auch die Stillzeit setzt ja weiterhin körperliche Energien voraus, die Sie vor Ihrer Schwangerschaft anderweitig nutzen konnten. Aber mit gezielter Gymnastik und gesunder Ernährung unterstützen Sie sowohl die Rückbildung und Ihre Fitness als auch Ihr positives Körpergefühl.

Meine Figur macht mir etwas zu schaffen. Werde ich jemals wieder so aussehen wie vor der Schwangerschaft?
Rechnen Sie ungefähr mit neun bis zwölf Monaten, bis Ihr Körper wieder annähernd die Maße hat wie vor der Schwangerschaft. Abgesehen von einer etwas weiblicheren Figur werden Sie mithilfe von sportlicher Betätigung nach ein paar Monaten Ihre Rundungen wieder im Griff haben. Verzichten Sie während der Stillzeit auf eine Schlankheitsdiät. Sie werden bald merken, wie das Stillen Ihren Körper auszehren kann. 10 bis 20 Prozent aller Frauen haben allerdings mehr mit ihrem Gewicht zu kämpfen. Ein so genanntes Ur-Gen soll in der Schwangerschaft ein Protein freisetzen, das zu einer vermehrten Gewichtszunahme und mühsamerem Abnehmen führt. Das hat natürlich viel mit Veranlagung zu tun und gibt hier vielleicht auch den Anstoß, über gewisse vorherrschende Schönheitsideale nachzudenken.

Ohne übertriebenen Ehrgeiz können Sie schon in den ersten Tagen erspüren, wie Ihr Körper auf bestimmte Übungen reagiert. Bereits in Ihrer Geburtsklinik werden Sie dazu ermuntert, mit einer spielerischen Rückbildungsgymnastik zu beginnen, die Ihre Hebamme zu Hause fortführt. Bevor Sie Ihre Muskulatur überfordern – ein Zuviel kann sogar zur Schwächung führen -, sollten Sie wissen, wie viel Zeit Ihr Körper für die Rückbildung braucht.

Sie können vorsichtig damit beginnen, Beckenboden und Bauchdecke anzuspannen. Machen Sie alle Bewegungen noch ganz langsam:
► Stellen Sie dafür in Rückenlage Ihre Beine an. Den Beckenboden (Vagina- und Aftermuskeln) beim Ausatmen so weit wie möglich nach innen ziehen, ein paar Sekunden festhalten und beim Einatmen wieder langsam lösen.
► In Rückenlage ausprobieren, die Bauchdecke anzuziehen und wieder loszulassen. Stellen Sie sich dabei vor, sie bis zur Wirbelsäule einziehen zu können, v Lassen Sie Ihren Bauch rollen, streicheln Sie die Bauchdecke, massieren, zupfen und bürsten Sie leicht darüber und frottieren zum Abschluss vielleicht mit einem kalten Waschlappen – das regt die Durchblutung der Haut an.

Wann kann ich meinem Körper die erste Trainingsstunde verordnen?
Mir kommt es so vor, als wäre ich nur noch für das Baby da. Mein Körper ist mir dagegen ganz fremd geworden. Wie kann ich mein altes Körpergefühl wieder herstellen?

Gerade wenn Sie vor und während Ihrer Schwangerschaft in Top-Form waren, werden Sie jetzt nach der Geburt vielleicht mit Ihrem Schicksal hadern, das Sie vermeintlich so geschwächt hat. Kein Grund zum Verzweifeln! Das geht fast allen Müttern so. Doch nach einiger Zeit, wenn Sie Ihren Alltag routinierter meistern, werden Sie wieder zu sich und Ihrem Körper finden. Was Sie jetzt brauchen, sind ein paar gute Gymnastik-Übungen, gesunde Ernährung, frische Luft, die Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Baby genießen, und viel Geduld mit sich selbst.

Ich komme gar nicht dazu, ins Fitness- Studio zu gehen. Wie werde ich auch zu Hause wieder fit?
Das Fitness-Studio ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Ihre alte Form wiederzufinden. Gut geeignet sind auch Kurse in Rückbildungsgymnastik. Sie stellen nicht (nur) den sportlichen Aspekt in den Mittelpunkt, sondern legen Wert darauf, die körperliche Rückbildung bestmöglich zu unterstützen, damit später keine Senkungsbeschwerden (Gebärmutter- und Scheidensenkung, Harn- und Stuhlinkontinenz) auftreten, die die Lebensqualität mindern. Solche Kurse bieten Mütterzentren, Hebammen, Geburtshäuser, Krankengymnastinnen etc. an. Manchmal besteht sogar die Möglichkeit, den Geburtsvorbereitungskurs als Rückbildungskurs mit der gleichen Gruppe von Frauen weiterzuführen, die Sie schon vor der Geburt kennen gelernt haben. Das unterstützt gleichzeitig die wichtigen Kontakte zu anderen Müttern. Optimal ist es natürlich, wenn Sie sich ein- bis zweimal in der Woche von Ihrem Partner oder einem Babysitter unterstützen lassen und sich nur Zeit für sich nehmen. Wenn Sie dann auch noch zu Hause einige Übungen in den Alltag einbauen, werden Sie sich bald wieder rundum fit fühlen.

So kommen Sie in Form nach der Geburt
Ein Aufbauprogramm nach der Geburt zielt nicht nur auf die Figur ab. Die Kräfte zehrende Zeit braucht auch eine gute Quelle, um leergelaufene Akkus wieder zu füllen. Denken Sie deshalb immer daran, Sport einzig und allein für Ihr Wohlbefinden zu machen. Bleiben Sie locker und vermeiden Sie jede krampfhafte Anstrengung. Ihr Trainingsablauf kann wunderbar in den Alltag mit Kind eingebaut werden, z. B. beim gemeinsamen Spaziergang, nach dem Stillen, wenn Ihr Baby schläft etc.
► Während des Stillens können Sie mit einigen bildhaften Übungen den Beckenboden trainieren: Stellen Sie sich vor, eine reife, süße Frucht wie eine orangerote Aprikose oder eine leuchtend rote Erdbeere in Ihrer Vagina hin und herzu rollen, zu zerdrücken, zu zerkauen und sie anschließend in die Gebärmutter einzusaugen. Drücken Sie in ihrer Vorstellung einen Schwamm in der Vagina aus, der sich beim Einatmen wieder voll saugt. Anfangs spüren Sie noch keine Veränderung, doch nach und nach erhält Ihr Beckenboden seine Elastizität und Festigkeit wieder zurück.
► Der Geheimtipp unter den Fitness-Geräten heißt Minitrampolin. Hüpfen Sie sich in gute Laune, lassen Sie dabei die Pfunde purzeln und tanken Sie neue Energie.

Ich habe noch Schmerzen von einem Dammriss. Muss ich mit der Gymnastik noch warten, bis alles verheilt ist?
Schmerzen jeder Art sollten Sie ernst nehmen und sich bei Ihrer Hebamme oder Ihrem Frauenarzt die Zustimmung für Ihr Training einholen, bevor Sie starten. Die Wundheilung, gerade bei Dammwunden und natürlich nach einem Kaiserschnitt, können sehr unterschiedlich sein. Beim Dammschnitt rechnet man mit zwei bis drei Wochen, beim Kaiserschnitt mit zwei weiteren Wochen.

Sind Übungen auch nach einem Kaiserschnitt empfehlenswert?
Vom ersten Tag an können Sie in Rückenlage mit ausgebreiteten Armen und aufgestellten Füßen das Becken so weit hochheben, dass Sie nur noch mit dem oberen Rücken aufliegen. Bewegen Sie Ihr Becken sanft hin und her, das tut dem Rücken gut. Stehen Sie vom zweiten Tag an so oft wie möglich auf, auch wenn Sie meinen, die Schmerzen wären zu groß. Versuchen Sie, ein wenig herumzulaufen, und halten Sie sich dabei bewusst gerade. Nach vier bis fünf Tagen probieren Sie aus, wie sich Ihr Bauch anfühlt: Vorsichtig darüber streichen, ein bisschen zupfen und die Bauchmuskeln spielen lassen. Wenn sich Ihr Bauch gut anfühlt, können Sie probieren, ein Bein in die Luft zu strecken. Sobald die Wunde gut verheilt ist, können Sie mit den normalen Rückbildungsübungen beginnen.

Wohltaten für Körper und Seele nach der Geburt
Das Stillen soll ja viel Energie verbrauchen. Tatsächlich bin ich nach der Geburt aber viel runder als vorher. Brauche ich jetzt trotzdem mehr Kalorien?

Während der Stillzeit (verbrauchen Sie mehr Kalorien als in der Schwangerschaft, dafür aber etwas weniger Eiweiß. Das erklärt, warum Sie jetzt wahrscheinlich größere Lust auf Süßes statt auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte haben. Der Grund dafür ist der Bedarf des Ungeborenen an Eiweiß für den Muskelaufbau, in den ersten Monaten nach der Geburt steht dagegen die Gehirnentwicklung im Vordergrund. Wie Sie das vielleicht von sich bei geistiger Beanspruchung kennen, sind Kohlenhydrate und essenzielle Fettsäuren dann die bevorzugten Energielieferanten. Sie müssen aber nicht gleich zu Schokolade und Gummibärchen greifen. Gesunde Süßigkeiten (eine große Auswahl steht im Reformhaus bereit) und viel Vollkorn-produkte eignen sich – auch für Ihre Figur – viel besser.

Ich stille noch. Wann kommt für mich eine Diät in Frage?
Durch konsequentes Fasten besteht die Gefahr, dass die Milch zurückgeht, die Zusammensetzung der Milch sich negativ ändert und außerdem Ihr Organismus nicht mit genügend Nährstoffen versorgt wird. Schnelles Abnehmen macht zudem nicht schön, sondern lässt Sie älter aussehen! Den Fettpölsterchen an Bauch, Oberschenkeln und Hüften rücken Sie deshalb besser mit Sport und Massagen zu Leibe. Um das Abnehmen müssen sich stillende Mütter meist sowieso nicht sorgen, denn in der Stillzeit purzeln die Pfunde oft von allein. Unterstützen Sie Ihre gute Figur und Ihre Gesundheit besser mit einer ausgewogenen, voll wertigen Ernährung, die pro Monat für ein bis zwei Pfund weniger auf der Waage sorgt.

Sobald Sie abgestillt haben und noch immer meinen, eine Diät machen zu müssen, lassen Sie sich von Ihrem Arzt eine sinnvolle Methode empfehlen, die Ihren Körper mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt und keinen Bumerang-Effekt erzeugt, der Sie schnell abnehmen und nach der Diät ebenso schnell wieder zunehmen lässt.

Problemzonen Bauch und Busen – wie komme ich damit wieder klar?
Haut und Muskulatur werden bei einer Schwangerschaft stark beansprucht und Fasern oft geschädigt. Was übrig bleibt, sind ein schlaffer Bauch und Po, Schwangerschaftsstreifen und nach dem Stillen ein weicher Busen. Allerhand kleine Pflegetricks sorgen aber für wiederkehrende Spannkraft und glatte Haut. Effektiv für den Bauch ist eine Zupfmassage, die Sie mit wenigen Minuten am Tag in Ihr Pflegeprogramm einbauen können: Ein duftendes Massageöl, z. B. mit Arnika, unterstützt die Wirkung. Zupfen Sie mit Daumen und Zeigefinger jeden Zentimeter Ihres Bauches, bis sich die Haut leicht rötet, und cremen Sie sich mit einer straffenden Hautcreme oder einer Creme gegen Schwangerschaftsstreifen ein. Bauchmuskeltraining gehört selbstverständlich auch zum Programm. Trockenmassagen mit einer Kinderbürste, Wechselduschen und spezielle Busencremes sind für Ihren Busen ein Jungbrunnen (wenn Sie stillen, sollten Sie allerdings keine parfümierten Produkte für Ihre Brustwarzen verwenden, das irritiert Ihr Baby). Gymnastik ist das beste für einen wohlgeformten Po. Für glatte Haut sorgen Algenpackungen, die sogar leichte Dellen an Po und Oberschenkeln ausgleichen können.

Tipp
Gegen ungewollte Wasseransammlungen hilft ein Bad in Salzwasser. Dazu ein Kilo Meersalz (aus der Apotheke) im Badewasser auflösen und maximal 20 Minuten im 37 bis 38 °C warmen Wasser entspannen.

Ich weiß theoretisch alles über den Babyblues und trotzdem hat er mich erwischt. Was kann ich tun?
Unabhängig von Gebräuchen und Sitten ist überall auf der Welt eine typische Traurigkeit der Frauen (Babyblues oder Heultage) zwischen dem dritten und zehnten Tag nach der Geburt zu beobachten, die nicht kultur- oder sozialisationsabhängig ist. Jede Frau, ob verheiratet oder allein stehend, ob in finanziell gesicherten oder schwierigen Verhältnissen, ob familien- oder karriereorientiert, kann in das Stimmungstief geraten. Grund ist die radikale und sehr schnelle Umstellung des Hormonhaushalts. Der Östrogenspiegel fällt rapide ab, Progesteron, das Beruhigungshormon, wird nicht mehr hergestellt und die Endorphine (Glückshormone) werden abgebaut. Doch auch wer das alles weiß, kann von der großen Traurigkeit erwischt werden. Das beste Mittel dagegen ist, die Tränen einfach fließen zu lassen, nicht die starke Frau zu spielen und sich Kuscheleinheiten zusammen mit dem Baby zu gönnen. Es wurde nämlich festgestellt, dass die früher recht häufigen Wochenbett-Depressionen mit Einführung des Rooming-In stark zurückgingen und sich die Mütter einfach besser fühlen, wenn sie ihr Baby bei sich haben. Eine schwerwiegende, aber seltene Wochenbett-Psychose kann von der Geburt ausgelöst werden, wenn die Frau schon vorher unter schweren seelischen Störungen litt; dann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Das Wochenbett und die gefürchtete Wochenbett-Depression liegen ja nun schon Monate zurück. Was macht mich denn jetzt so unzufrieden?
Vergessen Sie ganz schnell alle Gewissensbisse und Schuld-gefühle. Neben Freude und Glück erleben Sie schließlich auch eine komplett neue Lebenssituation, mit der Sie klarkommen müssen. Anders als der Vater, der in der Regel weiter seinem Beruf nachgeht, sind Sie mit Isolation, Einsamkeit und Überforderung, die der Alltag mit einem Säugling mit sich bringt, konfrontiert. Wer vor dem Erziehungsurlaub gewohnt war, Anerkennung und Bestätigung im Beruf zu bekommen, tut sich schwer damit, plötzlich 24 Stunden am Tag auf die Bedürfnisse eines Babys ein- gehen zu müssen. Suchen Sie deshalb zum Austausch mit Gleichgesinnten Kontakt in Still-, Krabbel- und anderen Säuglingsgruppen, damit Ihnen die Decke nicht auf den Kopf fällt. Ist Ihr Partner abends und am Wochenende zu Hause, lassen Sie sich ruhig ablösen und nehmen sich die Zeit, ausschließlich etwas für sich zu tun.

Vater sein – eine neue Rolle nach der Geburt
Während der Schwangerschaft habe ich schon viel Kontakt zu unserem Baby aufgenommen. Wie geht die Beziehung jetzt weiter?

Der erste Kontakt und die Beziehung zwischen Mutter und Kind sind schon gleich nach der Geburt so intensiv, dass Sie sich als Vater schnell ausgeschlossen fühlen. Da Sie aber Ihre Frau auch schon während der Schwangerschaft unterstützt und ihr damit die Basis für eine optimale Schwangerschaft und Geburt gegeben haben, ist genau das auch der beste Start für die Beziehung zu Ihrem  Kind. Ebenso wie die Mutter senden Sie Signale zur Kontaktaufnahme aus, etwa beim ersten Baden, wenn Sie das Baby in den Arm nehmen und streicheln. Sie werden keine Randfigur bleiben, wenn Sie sich ganz auf Ihr Baby einstellen und so eine Ahnung von seinen Bedürfnissen bekommen, die Sie – ausgenommen Stillen – ebenso erfüllen können wie Ihre Partnerin.

Ich weiß nicht, wie ich mit einem Neugeborenen umgehen soll. Kann ich das nicht in der ersten Zeit meiner Frau überlassen?
Wenn Sie von Anfang an präsent sind, werden Sie auch von Anfang an eine Hauptrolle in Babys Leben spielen. Es fehlen für Sie natürlich die Vorbilder, an denen Sie sich orientieren können. Die wenigsten Männer hatten in ihrer Kindheit und Jugend mit Säuglingen zu tun. Jetzt sind Sie gefordert, einen Platz im jahrhundertelang den Frauen vorbehaltenen Bereich zu finden.

Wenn Sie allerdings gleich auf Distanz gehen, nehmen Sie sich die Chance, aktiv teilzuhaben an den Bedürfnissen Ihres Kindes und letztlich auch an denen Ihrer Frau und Ihrer ganzen Partnerschaft. Ihre Frau hat nämlich die gleichen Fragen, ist ebenso verunsichert und braucht ähnliche Bestätigung wie Sie.

Untersuchungen haben nachweisen können, dass Väter ebenso stark wie Mütter auf bestimmte Verhaltensweisen der Säuglinge, etwa stimmliche Äußerungen, reagieren. Allerdings unterscheiden sie sich in der Art und Weise, wie sie auf das Baby eingehen: Väter sprechen mehr mit ihren Kindern, während Mütter eher durch Berührung Kontakt zum Baby aufnehmen. Für Ihr Kind ist es also eine ungeheure Bereicherung, von beiden Eltern betreut zu werden.

Ist nicht die Bindung an eine einzige Bezugsperson im Babyalter wichtig? Bin ich da als Vater nicht überflüssig?
Optimal für alle Beteiligten wäre Teilzeit in allen Bereichen: Hausarbeit, Zeit mit dem Baby, Berufstätigkeit. Oder das durchaus mögliche Modell, die Elternzeit (den Erziehungsurlaub) zu teilen. Weder Vater noch Mutter bleiben im Familienverband Fremde für das Baby. Auch wenn beide berufstätig sind, bleiben sie doch beide Hauptbezugspersonen für das Kind. Wenn nur ein Elternteil (vorübergehend) arbeiten geht, in den meisten Fällen ist das der Vater, bleibt doch noch genügend Zeit an den Abenden und an den Wochenenden für gemeinsam verbrachte Zeit. Wenn sich auch der Vater Zeit zum Spielen, Schmusen usw. nimmt, entwickelt sich für das Baby eine lebenslange Vater-Kind-Beziehung, lernt es Rollenmodelle (Zärtlichkeit und Gefühle auch von männlicher Seite) kennen, erfährt es Vertrauen und Feingefühl, entwickelt es sexuelle Identität und ein selbstbewusstes Körpergefühl.

Ich fühle mich ganz miserabel. Gibt es auch einen Vater-Babyblues?
Auch bei Männern gibt es laut einer britischen Studie etwas Ähnliches. Sorgen, die Sie als (momentanen) Haupternährer der Familie plagen, halten Sie vom Schlafen ab. Berufliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten wiegen plötzlich schwerer. Gönnen Sie sich zwischendurch Momente, die nur Ihnen gehören. Ihre Partnerin wird das mehr als jeder andere nachvollziehen können. Entspannen Sie kurz vor dem Schlafengehen, hören Sie ruhige Musik, machen Sie einen Spaziergang, essen abends nur etwas Leichtes und vermeiden Sie Nikotin und Koffein. Probieren Sie Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.

Ist es normal, dass ich auf unser Baby eifersüchtig bin? Ich kann mit meiner Frau nicht darüber sprechen, weil sie mich nicht verstehen wird?
Der ganze Trubel um das Baby kann schon dazu führen, dass Sie sich ein wenig zur Seite geschoben fühlen. Meistens trifft es aber Männer, die weder mit Haushalt noch mit Babypflege viel im Sinn haben und sich wundern, dass ihre Frau plötzlich nur noch Zeit fürs Baby hat. Lassen Sie die Gefühle ruhig zu, fast jeder Vater kennt sie. Denken Sie daran, dass die besonders starken Bedürfnisse Ihres Babys nur vorübergehend sind und Sie negative Gefühle am ehesten ins Positive kehren, wenn Sie sich auf Ihr Kind konzentrieren und die drastischen Veränderungen, die ein Kind ins Eheleben bringt, akzeptieren. Am wohlsten fühlen sich solche Väter, die sich in ihre Rolle als Vater gefunden haben und es als Chance sehen, zu wachsen und sich selbst besser kennen zu lernen.

Wie soll ich eine intensive Beziehung zu meinem Kind aufbauen, wenn ich abends immer erst spät nach Hause komme?
Sie haben es nach einem Arbeitstag fern Ihrer Familie viel schwerer als die Mutter, einen engen Kontakt zu Ihrem Kind zu knüpfen. Doch das hat nicht nur Nachteile. Einem Kind, auch schon einem Säugling, ist nicht allein die Quantität gemeinsamer Zeit wichtig, sondern vor allem die Qualität. Schon Ihr Baby spürt, wenn Sie nicht richtig bei der Sache sind, wenn Sie total gestresst von der Arbeit nach Hause hetzen, um noch eine halbe Stunde zu spielen, aber in Gedanken immer noch mit beruflichen Problemen beschäftigt sind. Nehmen Sie sich eine Auszeit, entspannen Sie und seien Sie dann mit all Ihren Sinnen bei Ihrem Kind. Ein weiterer Vorteil ist Ihr Abstand, den Sie zur oft angespannten Familiensituation am Abend haben. Distanz verschafft oftmals einen klareren Blick für die Lage, die Sie dann am ehesten entschärfen können.

Ich würde gern mehr mit unserem Baby unternehmen. Ich glaube aber, meine Frau will das gar nicht. Kann das sein?
Familie und Kindererziehung waren jahrhundertelang das unangefochtene Refugium der Frauen. Heute müssen sie sich im Beruf, in der Politik, im öffentlichen Leben und dann auch noch innerhalb der Familie an den Männern messen lassen. Ebenso wie die Männer, die andere Väter sein wollen, als es in der Regel ihre eigenen Väter waren, müssen auch die Frauen umdenken und lernen, dass es in der Kindererziehung nicht um Konkurrenz geht, sondern dass das Mitmischen der Väter die Eltern-Kind-Beziehung bereichert und der Mutter Freiräume schafft, sobald sie von ihrer Verantwortung abgibt.

Meine Frau und ich wollen die Elternzeit teilen. Davon wissen mein Arbeitgeber und die Kollegen noch nichts. Wann muss ich Bescheid sagen?
Ihr Arbeitgeber muss acht Wochen vor Antritt Ihrer Elternzeit informiert sein und auch über deren Dauer verbindliche .Absprachen mit Ihnen treffen. Machen Sie sich auf ein paar zusätzliche Fragen und Kommentare gefasst (auch von Seiten der Kollegen), da Ihre Entscheidung nach wie vor noch unter die Kategorie sehr exotisch fällt. Wenn Sie gut vorbereitet in das Gespräch gehen, werden Sie auf Fragen, warum Ihnen Ihr Beruf nicht gefällt oder ob Sie sich diesen Karriereknick leisten können, souverän reagieren. Hoffentlich macht Ihr Beispiel Schule, dann erübrigen sich solche Fragen vielleicht in Zukunft.