Start Allergien - Ursachen Behandlung Neurodermitis Symptome Hautstellen mögliche Folgen und Auslöser

Neurodermitis Symptome Hautstellen mögliche Folgen und Auslöser

1818

Neurodermitis Symptome Hautstellen mögliche Folgen und Auslöser
Der Begriff Neurodermitis ist aus dem Griechischen abgeleitet: neuron (Nerv), derma (Haut) und die Endungitis (Entzündung). Hier klingt schon im Namen („Neuro“) an, dass, im Unterschied zu anderen allergischen Erkrankungen, das Nervensystem und die Psyche eine wichtige Rolle spielen. Die in der Fachsprache häufig verwendeten Begriffe „atopisches Ekzem“ oder „atopische Dermatitis“ verweisen darauf, dass es sich bei Neurodermitis – ebenso wie beim allergischen Schnupfen, bei Asthma und bei Nahrungsmittelallergien – um eine Atopie handelt, also um die erblich erworbene Bereitschaft, auf bestimmte innere oder äußere Reize allergisch zu reagieren.

In den westlichen Industriestaaten hat sich die Zahl der Neurodermitiskranken in den vergangenen drei Jahrzehnten nahezu verdreifacht. Studien zeigen, dass heute fast 10 Prozent aller Kinder zumindest zeitweise an dieser chronisch-entzündlichen Hauterkrankung leiden. Von den Erwachsenen sind zirka 2,5 bis 3,5 Prozent betroffen. Neurodermitis tritt in den meisten Fällen bereits in der frühen Kindheit auf, sie kann sich aber auch im Jugend- und im Erwachsenenalter erstmalig bemerkbar machen.

Die Krankheit verläuft in Schüben. Doch Ausbruch, Schwere und Verlauf sind nicht programmiert. Wann es zu einem Schub kommt und wie intensiv die Beschwerden sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neurodermitis kann in jedem Lebensalter vollständig abheilen. Allerdings können auch nach einer langen symptomfreien Phase plötzlich wieder Beschwerden auftreten.

Neurodermitis bei Kindern Wer ist gefährdet?
Die Krankheit tritt gehäuft bei Kindern auf, deren Abwehrsystem eher unterfordert ist. Kinder, die im Säuglings- und Kleinkindalter viele Infektionen durchgemacht haben, erkranken dagegen seltener an Neurodermitis und anderen Allergien. Offenbar haben frühe Infektionen eine kräftigende und keine schwächende Wirkung auf das Abwehrsystem. Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt wurden, sind ebenfalls besser vor Neurodermitis geschützt. Bestimmte Nahrungsmittel können Neurodermitis hervorrufen oder verstärken. Dazu gehören insbesondere Hühnerei, Kuhmilch, Weizen, Sojabohne, Haselnuss und Fisch.

Belastungen für die ganze Familie
Ständige juckende Hautentzündungen sind für ein (Klein)Kind eine Qual. Und auch Eltern und Geschwister sind in Mitleidenschaft gezogen. Denn im Zentrum der Aufmerksamkeit steht fast immer das erkrankte

Kind: Die Sorge um seine Gesundheit nimmt so viel Raum ein, dass das gesamte Familienleben darunter leidet. Kinder, die einen Neurodermitisschub haben, sind sehr unruhig und übermüdet, weil der nächtliche Juckreiz und das ständige Kratzen sie am Durchschlafen hindern. Das wiederum führt zu chronischer Müdigkeit und Reizbarkeit, worunter nicht nur Kontakte mit Geschwistern und Gleichaltrigen, sondern auch die Leistungen in der Schule leiden können. Viele Eltern, die nicht ausreichend über die Krankheit und ihren Verlauf informiert sind, fühlen sich hilflos und überfordert, wenn es trotz intensiver Pflege immer wieder zu Krankheitsschüben kommt.

Besonders Mütter neigen zu übertriebener Angst und Fürsorge. Nicht wenige von ihnen werden selbst krank: Aus Furcht vor Stigmatisierung ziehen sie sich aus sozialen Kontakten zurück, entwickeln Schuldgefühle und Depressionen. Damit sie dem Teufelskreis aus Angst und Ohnmachtsgefühl entkommen können, brauchen sie gezielte Aufklärung und Unterstützung.

Was Eltern wissen sollten:
• Neurodermitis ist zwar quälend für ein Kind und anstrengend für die gesamte Familie, aber in den allermeisten Fällen dauert die Krankheit nicht endlos lange an. Die Prognosen bei Neurodermitis im Kindesalter sind ausgesprochen günstig: Bei gut 50 Prozent aller Babys verschwinden die Symptome innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. Bei weiteren 20 Prozent der Kinder verabschieden sie sich mit dem Beginn der Pubertät. Es geht also darum, eine schwierige Zeit so gut wie möglich zu bewältigen und darauf zu setzen, dass die Krankheit spätestens im Jugendalter wieder abheilt. Kommt es danach weiterhin zu Krankheitsschüben, lassen sich diese mit vorbeugenden Maßnahmen und Medikamenten effektiv behandeln.
• Unverzichtbar ist eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Arzt. Dazu gehört auch, dass Sie übertriebene Angst vor Glukokortikoiden (kortisonhaltigen Mitteln) überwinden. Die ärztlich überwachte, zeitlich begrenzte Anwendung von Kortisonpräparaten auf der Haut zählt heute zum Therapiestandard und birgt in aller Regel keine gesundheitlichen Gefahren. Werden die Beschwerden dagegen nicht adäquat behandelt, stellen sich oft gravierende Folgen ein: Schlaflosigkeit, sozialer Rückzug und ein gestörtes Familienleben können das Wohlergehen Ihres Kindes viel stärker beeinträchtigen als die sehr geringen Risiken, die mit der vorübergehenden lokalen Therapie mit kortisonhaltigen Cremes, Gelen, Lotionen oder Salben verbunden sind.
• Nehmen Sie unbedingt an einer speziellen Eltern-Kind-Schulung für Neurodermitis teil. Solche Kurse vermitteln mehr Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit der Krankheit und ermöglichen den Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Eltern und Kindern. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Krankenkasse nach Schulungsprogrammen in der Nähe Ihres Wohnorts und fragen Sie die Kasse, ob sie die Kosten ganz oder teilweise übernimmt.

Symptome
Die Haut von Neurodermitiskranken ist in der Regel trockener als gesunde Haut. Das liegt unter anderem daran, dass die Produktion von Talg und weiteren Fettstoffen (Ceramiden) beeinträchtigt ist. Diese speichern Wasser in der Oberhaut. Bei einem Mangel an Ceramiden wird die Haut allmählich trocken, rau und schuppig. Außerdem kommt es häufig zu Störungen der Hautdurchblutung, der Schweißbildung und der Regulierung der Körpertemperatur. Die Haut ist oft auffallend blass, und Druckreize hinterlassen weiße Stellen. Weitverbreitet sind Entzündungen an den Lippen, der Bindehaut und an den Augenlidern.

Ein akuter Krankheitsschub beginnt meist damit, dass sich die betroffenen Hautstellen röten und schuppen. Danach bilden sich Schwellungen, kleine Knötchen oder Bläschen, die leicht aufplatzen und offene, nässende Stellen hinterlassen. Diese überziehen sich innerhalb einiger Tage mit einer dünnen, brüchigen Kruste. Die Ekzeme gehen mit starkem Juckreiz einher, den die Kranken mit ständigem Kratzen zu lindern versuchen. Doch damit beginnt ein Teufelskreis, denn das Kratzen verschlimmert den Ausschlag: Die Bläschen oder Krusten reißen auf, sie bluten, schmerzen und der Juckreiz wird immer unerträglicher.

Hautausschläge und Hautentzündungen lösen bei vielen Menschen Ekel, vor allem aber Furcht vor Ansteckung aus. Wer an Neurodermitis leidet, hat deshalb nicht nur mit juckenden und schmerzenden Ekzemen zu kämpfen, sondern muss oft auch erleben, dass andere Menschen sich abwenden. Aus Schamgefühl und Angst vor Ablehnung ziehen sich viele Kranke auch selbst aus sozialen Kontakten zurück. Damit setzt eine Negativspirale ein, denn dieser Rückzug kann seelisch sehr belastend sein, wodurch sich die Symptome nicht bessern, sondern meist noch weiter verschlechtern.

Die Angst vor einer Übertragung der Krankheit ist unbegründet, denn Neurodermitis ist nicht ansteckend. Gesunde gehen beim Körperkontakt mit Erkrankten keinerlei Risiko ein – schon gar nicht, wenn sie zum Beispiel im Haushalt, am Arbeitsplatz, beim Sport oder in öffentlichen Verkehrsmitteln die gleichen Gegenstände berühren wie die Kranken.

Trockene Haut durch Medikamente
Einige Medikamente können die Hauttrockenheit zusätzlich verstärken. Dazu zählen neben Betarezeptorenblockern vor allem Mittel
• zur Senkung der Blutfette,
• zur Entwässerung,
• gegen Schüttellähmung (Parkinson),
• gegen Krämpfe im Magen-Darm- Bereich und in anderen Organen,
• gegen Psychosen (Neuroleptika).

Welche Hautstellen sind betroffen?
An welchen Hautstellen die Ekzeme auftreten, hängt im Wesentlichen vom Lebensalter ab.
Bei Säuglingen äußern sie sich meist als Milchschorf mit Rötung und Schuppung an der Kopfhaut sowie Entzündungen, Bläschen und Knötchen im Wangenbereich. Durch das häufige Kratzen kommt es am Kopf und im Gesicht zur Bildung von Krusten. Nachts können viele Babys wegen des starken Juckreizes nicht schlafen. Aber: Nicht jeder Schorf auf der Kopfhaut ist gleich Milchschorf und bedeutet Neurodermitis. Häufig ist er harmlos, juckt nicht und verschwindet von allein (Gneis).

Bestehen die Symptome nach dem zweiten Lebensjahr weiter, zeigen sie sich oft an anderen Körperstellen. Das Ekzem befällt dann vor allem die Gelenkbeugen: die Ellenbeugen, Handgelenke und Kniekehlen, manchmal auch den Hals oder bei Daumenlutschern den Daumen. Rund die Hälfte der erkrankten Kinder entwickelt zusätzlich einen allergischen Schnupfen und/oder Asthma.

Neurodermitis kann auch im Erwachsenenalter fortbestehen – oder erstmalig auftreten. Dann stehen Hand- und Fußekzeme im Vordergrund, die sich mit juckenden Knötchen und Bläschen sowie Vergröberungen der Haut bemerkbar machen. Allerdings verbirgt sich hinter diesen Symptomen manchmal auch ein Kontaktekzem, das zum Beispiel aufgrund beruflich bedingter Hautbelastungen entstehen kann.

Glücklicherweise lassen akute Beschwerden wie Juckreiz, Hautrötung und Hautentzündungen im Laufe der zweiten Lebens-hälfte oft nach oder verschwinden völlig. Doch die stark strapazierte Haut bedarf lebenslang einer besonderen Pflege, damit es nicht zu Rückfällen oder zu anderen Ekzemen kommt.

Keine Impfung im akuten Schub
Schutzimpfungen – zum Beispiel gegen Grippe, Diphtherie, Kinderlähmung, Masern, Mumps, Röteln oder Tuberkulose – dürfen nicht während einer akuten Krankheitsphase durchgeführt werden, sondern erst, wenn die Symptome wieder abgeheilt sind.

Informieren Sie den Arzt, falls Sie eine Hühnerei-Allergie haben, denn Impfstoffe, die Bestandteile von Hühnerei enthalten, können einen heftigen Krankheitsschub auslösen.
• Hauptkriterien
– sehr trockene Haut
– starker Juckreiz
– Ekzeme (bei Kindern vor allem im Kopf- und Wangenbereich und an den Gelenkbeugen, bei Erwachsenen bevorzugt an Händen, Füßen, Hals und Nacken)
– Erbfaktoren (Eltern und/oder Geschwister haben ebenfalls allergische Erkrankungen wie allergischer Schnupfen, Asthma und Nahrungsmittelallergien)
– Krankheitsbeginn oft im Säuglings und Kleinkindalter
– häufig erhöhtes Gesamt-Immunglobulin
– positive Hauttests

Weitere Kriterien
– kleine Einrisse (Rhagaden) an Mundwinkeln oder Unterlippe
– Lippenentzündungen
– Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln (in der Kindheit vor allem von Kuhmilch)
– auffallende Blässe (oder Rötung) des Gesichts
– Schatten oder Ringe um die Augen
– Neigung zu Hautinfektionen (zum Beispiel durch Herpesviren)
– Juckreiz beim Schwitzen oder beim Tragen wollhaltiger Kleidung
– Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch bestimmte Umwelteinflüsse, insbesondere durch Stressfaktoren

Neurodermitis: Typische Merkmale im Überblick
Mögliche Folgen
Bei Erwachsenen, die an wiederkehrenden Krankheitsschüben leiden, verändert sich oft die Hautstruktur: Die trockene, chronisch belastete Haut wird im Laufe der Jahre dicker und gröber. Manchmal bilden sich kleine Knoten oder Flechten, die nicht mehr zurückgehen. Da die Haut von Neurodermitikern sehr trocken und häufig entzündet ist, verliert sie allmählich ihren Schutz gegen Umwelteinflüsse wie Witterung, Staub, Seife oder Scheuern der Kleidung. Keime, Bakterien und Viren können leichter in die chronisch gereizte Haut eindringen, sodass sie anfälliger für unterschiedliche Infektionen (zum Beispiel für das Herpesvirus oder für bakteriell bedingte Hauterkrankungen mit eitriger Bläschenbildung) wird. Darüber hinaus können die Haare und (an den äußeren Enden) auch die Augenbrauen ausfallen.

Auslöser
Eine ganze Reihe von Faktoren kann für den Ausbruch oder die Verschlimmerung einer akuten Neurodermitis verantwortlich sein. Die Hauptverursacher sind Allergene. Weitere Umwelt-einflüsse und vor allem psychische Faktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Allergene
Grundsätzlich können alle Substanzen, die allergischen Schnupfen, Asthma oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten hervorrufen, auch eine Neurodermitis auslösen. An welchen Organen sich eine Allergie (zuerst) bemerkbar macht, hängt meist vom Lebensalter ab. Allerdings können die einzelnen Erkrankungen auch gleichzeitig bestehen. So kommt es bei Pollenallergikern während der Pollenflugzeit häufig zu einer Verschlimmerung der Neurodermitis. Außerdem können bei (Klein)Kindern mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis zahlreiche Nahrungsmittel wie zum Beispiel Hühnerei, Milch, Weizen, Sojabohne und Haselnuss Neurodermitisschübe auslösen. In den meisten Fällen rufen jedoch nur ein bis zwei Nahrungsmittel Beschwerden hervor. Wenn Sie sie ausfindig gemacht haben und anschließend konsequent meiden, können sich die Ekzeme deutlich bessern.

Weitere Umweltflüsse
Es gibt noch weitere Faktoren, die den Ausbruch der Neurodermitis begünstigen können. Dazu zählen insbesondere
• das Tragen wollhaltiger oder luftundurchlässiger Kleidung (zum Beispiel Gummihandschuhe),
• zu häufiges und zu langes Duschen, Baden und Händewaschen,
• Arbeiten in feuchter Umgebung,
• Kälte, Hitze, Schwitzen,
• Tabakrauch,
• Duftstoffe und
• Hautinfektionen, die zum Beispiel durch Herpesviren hervorgerufen werden.
Da die Auslöser individuell sehr unterschiedlich sind, sollten Sie ein Allergie-Tagebuchführen, um den inneren und äußeren Reizen auf die Spur zu kommen.

Pilze im Darm?
Eltern suchen oft händeringend nach den Auslösern für die Neurodermitis ihres Kindes – um so einen Weg der raschen Besserung zu finden. Manchmal wird in diesem Zusammenhang eine „Darmsanierung“ (Symbioselenkung) als Therapie in Erwägung gezogen. Vertreter dieser Behandlungsform gehen davon aus, dass im Darm eines Patienten mit Neurodermitis vermehrt schädliche Pilze oder Bakterien vorhanden sind. Eine Veränderung der Darmbesiedlung zum Beispiel mit Hilfe einer „Anti-Pilz-Diät“ soll die Neurodermitis dann kurieren.

In unserem Darm sind normalerweise verschiedene Darmpilze vorhanden. Wenn Pilze im Stuhl nachgewiesen worden sind, hat das allein noch keinen Krankheitswert. Solange kein ganz massiver Befall von zum Beispiel Candida albicans (einem Hefepilz) mit Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen usw. vorliegt (und das ist fast nie der Fall), spielen Darmpilze im Zusammenhang mit Neurodermitis keine Rolle.

Ein wichtiger Faktor: Die Psyche
Psychische Faktoren sind bei Neurodermitis von erheblicher Bedeutung. Aus einer Reihe von Studien geht hervor, dass Stress häufig akute Schübe auslöst oder bereits bestehende Ekzeme verschlimmert. Was im Einzelfall als Stress erlebt wird, ist sehr unterschiedlich. Meist handelt es sich dabei um Konflikte mit engen Bezugspersonen, hohe Belastungen und Zeitdruck im Beruf oder in der Schule, um unterschiedliche Ängste oder um offene oder versteckte Aggressionen gegenüber Angehörigen, Freunden, Nachbarn, Schulkameraden oder Kollegen. Kurz: Wer Neurodermitis hat, reagiert „dünnhäutiger“. Angst, Ärger und Spannungen aller Art gehen „unter die Haut“ und machen sich häufig mit Juckreiz und Ausschlag bemerkbar.

Psychotherapeutische Beobachtungen legen nahe, dass viele erwachsene Neurodermitispatienten eine ambivalente Einstellung zu körperlicher Berührung haben. Einige Wissenschaftler vermuten, dass Neurodermitiker in der frühen Kindheit ihre körperliche Pflege durch Bezugspersonen zwar als liebevoll, jedoch gleichzeitig auch als schmerzhaft und juckreizauslösend erlebt haben – und dass diese Gefühle im Erwachsenenalter (unbewusst) fortbestehen. Manche sind der Ansicht, dass im Kratzen viel Aggression gebunden sein kann, die sich gegen den eigenen Körper richtet.

Psychische Veränderungen können aber auch eine Folge der Erkrankung sein. Viele Patienten fühlen sich ausgegrenzt und stigmatisiert, was die Entstehung von Depressionen und Aggressionen begünstigt. Andere sind unfähig, sich zu entspannen, weil sie in ständiger Furcht vor dem nächsten Krankheitsschub leben, den sie weder voraussehen noch verhindern können. Wieder andere haben eine ausgeprägte Angst vor Kortison. Die folgende Fallgeschichte zeigt, wie sehr ein ambivalentes Verhältnis zum Beruf den Krankheitsverlauf beeinflussen kann.

„Ausbrüche – auf der Haut“
Eine 48-jährige Frau mit einer Allergie gegen die Pollen von Hasel, Erle und Esche und einige der damit assoziierten Nahrungsmittel, insbesondere Äpfel, Pfirsiche und Haselnüsse, arbeitet seit 17 Jahren in einer Werbeagentur. Nachdem sie etwa zwölf Jahre in der Agentur beschäftigt war, begann sie an häufig wiederkehrenden Neurodermitisschüben zu leiden, die sich an der rechten Hand bemerkbar machten.

Schon seit Langem hatte sie sich mit dem Gedanken getragen, ihren Beruf aufzugeben. Zum einen, weil sie sich mit den Arbeitsinhalten nur noch zu einem geringen Teil identifizieren konnte, zum anderen, weil die zunehmend hohe Arbeitsbelastung und die häufigen Überstunden an den Wochenenden ihr nicht genügend Zeit für ein befriedigendes Privatleben ließen. Entspannung fand sie lediglich in einem Yogakurs, den sie seit einigen Jahren besuchte. Diese wohltuende Erfahrung weckte in ihr den Wunsch, selbst eine Ausbildung als Yogalehrerin zu absolvieren und später eine eigene Praxis zu eröffnen. Doch die Angst vor den finanziellen Risiken, die mit der beruflichen Selbstständigkeit verbunden sind, hielt sie immer wieder davon ab, ihren Plan zu verwirklichen.

Das Handekzem trat nun immer häufiger auf – vor allem, wenn Gespräche mit wichtigen Kunden anstanden. Die Patientin trug jedes Mal einen Verband, damit niemand den Ausschlag sah. Zu ihrem Kummer bekam sie zusätzlich Entzündungen an den Lippen, die sich nicht verbergen ließen. Da sie in ständiger innerer Anspannung lebte, weil sie sich weder in der Lage fühlte, den Traum von einem neuen Beruf zu realisieren noch die häufigen Überstunden im bisherigen Beruf abzulehnen, begann sie eine Psychotherapie. Dabei wurde ihr klar, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit doch wagen wollte. Seit einem Jahr arbeitet sie nur noch 80 Prozent der Arbeitszeit in der Werbeagentur und macht nebenbei eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Seitdem sind die Neurodermitisschübe stark zurückgegangen.