Allergischer Dauerschnupfen Diagnose und Behandlung
Endgültige Klarheit über die spezifischen Auslöser Ihrer Beschwerden liefert nur eine genaue fachärztliche Diagnose. Oftmals ist ein geradezu detektivischer Spürsinn erforderlich, um die jeweiligen Allergene ausfindig zu machen. Erste Anhaltspunkte kann ein Allergie-Tagebuch liefern, das Sie eine Zeitlang regelmäßig führen und anschließend mit in die Sprechstunde bringen.
Fast immer sind spezielle Untersuchungen erforderlich. Sie reichen von Haut- und Bluttests bis hin zu Provokationstests, bei denen die vermuteten Allergene unter ärztlicher Aufsicht inhaliert oder gegessen werden. Damit lässt sich nachweisen, ob der allergische Schnupfen zum Beispiel durch die Pollen bestimmter Bäume und Getreide oder durch Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelsporen, Nahrungsmittel oder andere Allergene verursacht wird.
Behandlung vom Dauerschnupfen
An erster Stelle steht die Vermeidung (Karenz) jener Substanzen, die den Schnupfen hervorrufen. Manche Menschen sind ihre Beschwerden schon los, wenn die von Schimmel befallene Wohnung saniert wird oder wenn sie sich von einem Haustier trennen, auf das sie allergisch reagieren. Bei anderen verschwinden die Symptome, wenn sie auf Nahrungsmittel verzichten, die den Schnupfen auslösen.
Schwieriger ist es für Milbenallergiker: Bestimmte Maßnahmen helfen zwar, die Anzahl der winzigen Spinnentiere zu reduzieren, aber völlig ausrotten lassen sie sich in der Regel nicht. Und Pollenallergiker stoßen mit Vermeidungsstrategien besonders schnell an ihre Grenzen: Denn nur wenige von ihnen können oder wollen sich im Frühjahr und Sommer überwiegend hinter geschlossenen Fenstern und Türen aufhalten.
Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine effektive Behandlung des allergischen Schnupfens nur mit Medikamenten möglich. Einige weitere Verfahren können jedoch eine sinnvolle Ergänzung zur Behandlung mit Arzneimitteln sein und möglicherweise dazu beitragen, dass Sie weniger Medikamente benötigen. Infrage kommen zum Beispiel Entspannungsmethoden oder eine Psychotherapie. Erläuterungen dazu finden Sie im Artikel „Weitere Behandlungsmethoden“.
Bei der medikamentösen Behandlung von allergischem Schnupfen werden Wirkstoffe aus der Gruppe der Mastzellstabilisatoren, der Antihistaminika oder kortisonhaltige Medikamente eingesetzt. Sie können die Allergie zwar nicht beseitigen, aber die Symptome lindern und verhindern, dass sie sich von den oberen auf die unteren Atemwege ausdehnen und sich Asthma entwickelt.
Daneben gibt es eine weitere Therapiemöglichkeit: Die spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Dieses Verfahren verspricht mehr als nur eine Linderung der Symptome, denn es kann den Langzeitverlauf einer Atemwegsallergie grundlegend ändern und seine Wirkung über Jahre zeigen. Wegen der Risiken, die damit verbunden sind, sollte es aber nur unter bestimmten Voraussetzungen in Betracht gezogen und eingesetzt werden.
Die Linderung der Symptome mit Medikamenten
Von einer Behandlung mit symptomlindernden Medikamenten profitieren besonders Pollenallergiker, die begrenzt auf einige Wochen im Jahr unter ihrer Allergie zu leiden haben. Es gibt für den Einsatz dieser Präparate kein starres Schema, aber einen Stufenplan, an dem Sie sich orientieren können. Er lautet:
• Erst kommen Mastzellstabilisatoren zum Einsatz.
• Wenn diese nicht ausreichen, helfen Antihistaminika
• und – wenn auch diese nicht die erwünschte Linderung verschaffen – Glukokortikoide (kortisonhaltige Mittel). Entscheidend ist, ob die jeweiligen Medikamente zu einem Rückgang der Beschwerden führen und ob Sie sie gut vertragen.
In den folgenden Abschnitten stellen wir den Therapieplan mit diesen Wirkstoffen vor. Ausführliche Hinweise zur Anwendung bei Erwachsenen und Kindern, zu Gegenanzeigen, unerwünschten Wirkungen und Wechselwirkungen der einzelnen Wirkstoffe mit anderen Medikamenten können Sie bei Bedarf im Artikel „Medikamente“, nachschlagen. Eine Bewertung der gängigsten rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Mittel gegen Allergien finden Sie im Serviceteil.
Vorsicht bei Nasen- und Augentropfen
Schleimhautabschwellende Nasentropfen – zum Beispiel mit den Wirkstoffen Naphazolin (Rhinex mit Naphazolin), Oxymetazolin (A/as/V/n), Tramazolin (Ellatun/N) oder Xylometazolin (Nasengel/Spray/Tropfenratiopharm, Olynth, Otriven) -, die üblicherweise gegen Schnupfen und Nebenhöhlenent-zündungen eingesetzt werden, sind gegen allergischen Schnupfen nur mit Einschränkung geeignet. Sie verengen zwar die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut und verhindern, dass sie anschwillt und vermehrt Sekret produziert. Doch diese Mittel dürfen Sie höchstens fünf bis sieben Tage anwenden, weil sonst dauerhafte Schäden an der Nasenschleimhaut entstehen können. Da bei allergischem Schnupfen eine länger andauernde Therapie erforderlich ist, sind Cromoglizinsäure, Antihistaminika oderauch Kortikoide vorzuziehen.
Augentropfen mit Alpha-Sympathomimetika (Wirkstoff Naphazolin: Proculin Augentropfen oder Tetryzolin: Yxin, Berberil N) sind gegen allergische Bindehautentzündung nur mit Einschränkung geeignet. Diese Mittel sollten Sie höchstens fünf bis sieben Tage lang anwenden. Da die Beschwerden bei einer Allergie meist länger anhalten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Tropfen über einen längeren Zeitraum genommen werden. Dann besteht die Gefahr, dass die Augenschleimhaut austrocknet und die Bindehaut sich erst recht entzündet. Außerdem können sich die Blutgefäße der Bindehaut bei längerem Gebrauch an die Mittel „gewöhnen“ und sich stark erweitern. Das bewirkt, dass die Bindehaut sich noch stärker rötet – was wiederum dazu verleitet, die Tropfen erneut und zu lange ein- zu setzen.
Mastzellstabilisatoren
Wenn Sie zum Beispiel Heuschnupfen haben und wissen, welche Blütenpollen ihn auslösen, können Sie ein bis zwei Wochen vor Beginn der Blütezeit Mastzellstabilisatoren als Nasentropfen, Nasensprays und Augentropfen verwenden, die Cromoglizinsäure, Nedocromil oder Lodoxam enthalten. Einige dieser Mittel lassen sich auch über Verneblungsgeräte (zum Beispiel Pari Boy) inhalieren und bilden so einen „Schutzteppich“ gegen eine übermäßige Histaminausschüttung und gegen allergische Reaktionen. Diese Substanzen reichern sich in den Mastzellen im Gewebe an und behindern die Freisetzung von Histamin und weiteren Entzündungsstoffen, die maßgeblich an allergischen Prozessen beteiligt sind.
Die Arzneistoffe sind geeignet, allergischem Schnupfen vorzubeugen, wenn sich der Kontakt mit dem auslösenden Allergen nicht vermeiden lässt. Sie gelangen jedoch nur relativ langsam ins Gewebe und helfen daher nicht gegen akute Symptome. Ihre
Vorsicht bei Kombinationspräparaten
Verwenden Sie keine Nasentropfen, die neben dem lokal wirken-den Antiallergikum Cromoglizinsäure noch einen schleim- hautabschwellenden Wirkstoff enthalten. Die Wirkstoffkomponenten passen nicht zusammen: Das Antiallergikum müssen Sie bereits vor Beginn der Beschwerden nehmen und danach so lange, wie die Belastung mit Allergenen besteht. Dagegen ist der schleimhautabschwellende Wirkstoff nur bei verstopfter Nase sinnvoll. Da er auf Dauer die Nasenschleimhaut schädigen kann, dürfen Sie ihn nur gelegentlich, aber nicht längerfristig anwenden. Ist eine Behandlung mit beiden Substanzen erforderlich, empfiehlt es sich, antiallergische und abschwellende Tropfen aus separaten Fläschchen zu nehmen und dabei die jeweiligen Dosierungsempfehlungen einzuhalten.
Wirkung tritt frühestens nach ein bis zwei Wochen ein. Deshalb müssen Sie rechtzeitig mit der Behandlung beginnen und sie so lange fortsetzen, wie Sie den Stoffen ausgesetzt sind, die Ihre Beschwerden hervorrufen.
Antihistaminika
Antihistaminika schwächen die Wirkung des Histamins im Organismus ab oder heben sie ganz auf.
Augentropfen und Nasensprays
Haben Sie bereits starke Symptome wie angeschwollene Nasenschleimhaut und heftigen Nies- und Juckreiz, können Sie Antihistaminika als Tropfen oder Sprays für Augen und Nase verwenden. Damit lässt sich auch die Zeit bis zum Wirkungseintritt von Cromoglizinsäure oder Nedocromil (siehe oben) überbrücken. Antihistaminika als Augentropfen und Nasensprays wirken direkt dort, wo sich die Beschwerden äußern: auf der Bindehaut und in der Nasenschleimhaut. Die Mittel gelangen nur in geringem Umfang in den Blutkreislauf.
Die Wirkstoffe Azelastin und Levocabastin gelten als geeignet zur Anwendung als Nasenspray oder Augentropfen. Sie zählen beide zu den nicht oder nur wenig müdemachenden Antihistaminika.
Sowohl Augentropfen als auch Nasensprays gibt es mit und ohne Konservierungsmittel. Da bei Allergien die Schleimhäute ohnehin schon gereizt sind und Konservierungsmittel die Schleimhäute schädigen können, sollten Sie möglichst nicht konservierte Produkte verwenden. Das ist auch deshalb wichtig, weil Sie die Tropfen oft über einen längeren Zeitraum nehmen müssen und viele Konservierungsstoffe selbst Allergien auslösen können.
Antihistaminika zum Einnehmen
Bei Mehrfachallergien (zum Beispiel gegen Baum-, Gräser- und Getreidepollen), die eine monatelange Behandlung erforderlich machen, hat sich die Einnahme von Antihistaminika bewährt. Die Mittel wirken dann über den Blutkreislauf und lindern außer dem Schnupfen auch andere Symptome wie juckende, tränende Augen und allergische Reaktionen der Haut.
Empfehlenswerte Antihistaminika zum Einnehmen
Manche Mittel enthalten Antihistaminika, die Müdigkeit hervorrufen, während andere nicht oder nur wenig müde machen.
Verwenden Sie möglichst solche Präparate, die gar keine oder kaum Müdigkeit auslösen. Dazu zählen die Wirkstoffe Cetirizin, Loratadin, Desloratadin und Levocetirizin. Die beiden letzteren sind neuere Arzneimittel und (noch) verschreibungspflichtig. Sie bieten jedoch keine therapeutischen Vorteile gegenüber den bewährten Substanzen Cetirizin und Loratadin, die beide als Mittel der ersten Wahl gelten und die Sie ohne Rezept in der Apotheke kaufen können, sind aber deutlich teurer.
Medikamente, die Fexofenadin enthalten, sind ebenfalls geeignet. Sie sind allerdings bislang weniger gut erprobt als die vorher genannten Substanzen. Mizolastin hat erst eine relativ kurze Erprobungszeit. Da sich derzeit noch nicht ausreichend beurteilen lässt, wie gut es vertragen wird und wie ausgeprägt mögliche Störwirkungen am Herzen sein können, ist es nur Mittel der zweiten Wahl. Beide Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig.
Zu den müdemachenden Antihistaminika gehören Clemastin, Dimetinden, Hydroxyzin. Sie sind ebenfalls nur Mittel der zweiten Wahl, da es tagsüber zu Benommenheit und einer Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit kommen kann. Abends kann die schlafanstoßende Wirkung dieser Mittel jedoch nützlich sein. Die Präparate mit Hydroxyzin sind verschreibungspflichtig.
Falls Sie aufgrund der allergischen Beschwerden Schlafprobleme haben, können Sie tagsüber ein nicht müdemachen des Antihistaminikum und abends eine Zeitlang ein müdemachen des Präparat nehmen.
Antihistaminika, die den Wirkstoff Terfenadin enthalten, sind nur wenig geeignet, da diese Arzneimittelsubstanz ein deutlich höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen birgt.
Wann zahlen die Kassen?
Seit 2004 müssen gesetzlich Versicherte rezeptfreie Medikamente meist selbst bezahlen. Darunter fallen auch die Präparate gegen Allergien, deren Nutzen am besten belegt ist. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur noch in folgenden Fällen:
• Bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr oder bei Entwicklungsstörungen bis zum 18. Lebensjahr.
• Als Bestandteil von Notfallsets zur Behandlung von Insektengift- und schweren Nahrungsmittelallergien sowie bei schwerer, stets wiederkehrender Nesselsucht.
• Bei schwerwiegendem allergischen Schnupfen, der mit kortisonhaltigen Nasensprays nicht aus-reichend zurückgeht, kann der Arzt weiterhin ein Kassenrezept für Antihistaminika zum Einnehmen ausstellen.
Die meisten Mittel gegen Allergien sind ohne Rezept erhältlich. Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind verschreibungspflichtige Antiallergika nicht effektiver als solche, die Sie ohne Rezept in der Apotheke kaufen können.
So können Sie sparen:
Fragen Sie sowohl bei vorbeugenden Mitteln (Mastzellstabilisatoren) als auch bei Mitteln zur akuten Behandlung (Antihistaminika) in der Apotheke gezielt nach Nachahmerpräparaten. Diese sogenannten Generika enthalten die gleichen arzneilich wirksamen Bestandteile wie das Originalpräparat. Lediglich in Zusatzstoffen wie Farb- oder Konservierungsstoffen können Unterschiede bestehen. Nachahmerprodukte sind erheblich preisgünstiger, weil ihre Hersteller die Kosten für die Entwicklung und die klinischen Prüfungen für das Arzneimittel sparen konnten. Generika müssen (genau wie die Originalpräparate) beim Bundesinstitut für Arzneimittel zugelassen werden.
Antihistaminika müssen Sie so lange anwenden, wie die Blüte-zeit der Bäume-, Gräser- oder Getreidepollen oder der Kontakt mit anderen allergieauslösenden Stoffen anhält. Bei akuten (zum Beispiel durch Heuschnupfen bedingten) Symptomen helfen sie meist besser als bei allergischem Dauerschnupfen.
Glukokortikoide (kortisonhaltige Mittel)
Sind Ihre Beschwerden so stark, dass Mastzellstabilisatoren und Antihistaminika nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann eine Therapie mit Glukokortikoiden, die in der Umgangssprache als „Kortison“ bezeichnet werden, sinnvoll sein. Die Mittel der ersten Wahl sind kortisonhaltige Nasensprays, die die Entzündung in der Nasenschleimhaut hemmen oder unterdrücken. Ein erster Effekt setzt schon innerhalb von zwei Stunden ein, die maximale Wirkung wird nach zwei bis vier Tagen erreicht. Haben Sie in vergangenen Jahren bereits die Erfahrung gemacht, dass Mastzellstabilisatoren und Antihistaminika keine ausreichende Linderung bringen, können Sie ein Kortison-Nasenspray schon einige Tage, bevor Sie den entsprechenden Allergenen (zum Beispiel Blütenpollen) ausgesetzt sind, anwenden.
Keine Kortison-Depotspritzen
Manchmal werden Patienten mit allergischem Schnupfen noch kortisonhaltige Depotspritzen in den Gesäßmuskel gespritzt. Die Mittel können allergische Beschwerden zwar für mindestens vier Wochen lindern, doch die dabei erzielten Kortisonkonzentrationen im Blut sind viel höher als es für die Therapie erforderlich ist. Da dies mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist, warnt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (Lehre von der Funktion innerer Drüsen und Hormone) ausdrücklich vor solchen Depotspritzen.
Als Nasenspray treten Glukokortikoide nur in geringen Mengen in den Blutkreislauf über. Dennoch sollten Sie die Sprays nur anwenden, solange Sie besonders heftige Beschwerden haben (möglichst nicht länger als zwei bis drei Monate), da die Wirkstoffe bei Dauergebrauch die Nasenschleimhaut schädigen können.
Bei einer Therapie mit Kortison-Nasensprays ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle erforderlich, um sicherzustellen, dass keine Schäden an Nasenschleimhaut und Nasenscheidewand entstehen.
Bringt auch ein Kortison-Nasenspray keine Erleichterung, bleibt die Möglichkeit, Glukokortikoide in Tablettenform einzunehmen. Die Tabletten sollten jedoch nicht länger als zwei Wochen genommen werden. Damit lässt sich meist ein besonders belastender Zeitraum überbrücken, und das Risiko unerwünschter Wirkungen bleibt gering.
Spezifische Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung)
Die spezifische Immuntherapie (SIT) wird häufig auch als Hyposensibilisierung (früher: Desensibilisierung) oder als Allergie- Impfung bezeichnet. Nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sie die einzige Therapie gegen die Ursachen allergischer Symptome. Die SIT kann den Langzeitverlauf einer
Was Sie bei einer spezifischen Immuntherapie beachten müssen
Die Behandlung ist besonders wirksam bei Allergien gegen:
– Bienen-und Wespengift,
– Baumpollen, vor allem Birke, Erle und Hasel,
– Hausstaubmilben,
– Beifuß,
– Katzen und andere Tiere (mit Einschränkungen),
– Schimmelpilzsporen (mit Einschränkungen).
Sie ist geeignet, wenn
– aus der ärztlichen Diagnose hervorgeht, dass ein oder mehrere bestimmte Allergene die Beschwerden auslösen,
– es nicht möglich ist, diese(s) Allergen(e) dauerhaft zu meiden,
– die Symptome stark sind, über einen längeren Zeitraum bestehen und mit Mastzellstabilisatoren oder Antihistaminika nicht wirksam behandelt werden können.
Sie darf nicht angewendet werden bei
– Kindern unter fünf Jahren,
– Schwangeren,
– Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Leistungsschwäche des Herzens,
– chronischen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Tuberkulose und chronischentzündlichen Prozessen wie Rheuma,
– Funktionsstörungen der Nieren und der Leber,
– Schilddrüsenüberfunktion,
– Asthma, das bereits zu einer dauerhaften Einschränkung der Lungenfunktion geführt hat,
– Einnahme bestimmter Arzneimittel, die eine eventuell erforderliche Notfallbehandlung behindern-zum Beispiel
Betablocker (auch als Augentropfen) oder ACE-Hemmer. Betablocker können bei einer möglichen Notfallbehandlung die Wirkung von Adrenalin beeinträchtigen. Bei ACE-Hemmern besteht die Gefahr, dass sie allergische Reaktionen verstärken.
• Wenn Sie an einem Infekt leiden oder kürzlich eine Impfung (zum Beispiel gegen Grippe) erhalten haben, sollten Sie die Hyposensibilisierung verschieben.
• Vor Beginn der Behandlung müssen Sie den Arzt über mögliche Verschlechterungen Ihres Gesundheitszustandes (zum Beispiel bei Asthma) informieren und ihm mitteilen, ob und welche (neuen) Medikamente Sie einnehmen, da sonst unerwünschte Wechselwirkungen auftreten können.
• Es kann zu folgenden Komplikationen kommen:
– allergische Reaktionen an der Einstichstelle,
– Übelkeit und Juckreiz am ganzen Körper,
– lebensbedrohliche Reaktionen (mit Atemnot, Blutdruckabfall, Kreislaufzusammenbruch und Bewusstlosigkeit). Ein solcher anaphylaktischer Schock ist ein Notfall, der sofort fachgerecht behandelt werden muss. Deshalb müssen Sie, nachdem Sie die Spritze bekommen haben, noch mindestens 30 Minuten in der Praxis bleiben.
Wegen der genannten Risiken darf die Behandlung nur von einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Allergologie“ und niemals vom Hilfspersonal durchgeführt werden.
Atemwegsallergie und einer Insektengiftallergie grundlegend ändern, denn sie wirkt noch Jahre nach dem Absetzen der Be-handlung. Ihr Ziel besteht darin, die Überempfindlichkeitsreaktionen auf ganz bestimmte Stoffe zu reduzieren. Unabdingbare Voraussetzung für eine Hyposensibilisierung ist folglich eine klare Diagnose. Der Arzt muss zunächst nichtallergische Ursachen der Beschwerden ausschließen und anschließend Haut-, Labor- und eventuell zusätzlich Provokationstests durchführen, damit er genau weiß, auf welche Substanzen der Patient allergisch reagiert.
Die SIT beginnt in der Regel im Herbst, damit die Patienten während der Behandlung keiner zusätzlichen Pollenbelastung ausgesetzt sind. Sie dauert einige Wochen pro Jahr und erstreckt sich normalerweise über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren.
Zu Beginn der Behandlung werden zunächst (einmal pro Woche, später in größeren Abständen) sehr geringe Mengen des jeweiligen Allergens unter die Haut gespritzt. Die Dosierung wird allmählich gesteigert, damit der Körper nach und nach unempfindlicher gegen die jeweiligen Allergieauslöser wird.
In vielen Fällen kommt es bereits nach einem Jahr zu einer deutlichen Besserung: Die allergischen Symptome wie Juck- und Niesreiz, laufende Nase, tränende Augen und asthmatische Beschwerden gehen zurück, und die Patienten benötigen weniger Medikamente. All das führt zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. Darüber hinaus kann eine Hyposensibilisierung das Auftreten zusätzlicher Allergien und die Entwicklung von Asthma verhindern. Letzteres gilt insbesondere für allergiekranke Kinder. Die SIT wirkt also gleichzeitig gegen bereits bestehende und vorbeugend gegen potenzielle allergische Erkrankungen.
Die Effektivität der Behandlung wurde durch zahlreiche klinische Studien belegt. Allerdings sind die Erfolgsaussichten am größten, wenn die Allergie auf wenige Stoffe begrenzt ist, die Therapie möglichst bald nach dem Ausbruch der Allergie durchgeführt wird und die Patienten bei Behandlungsbeginn nicht älter als 40 Jahre sind.
Die besten Ergebnisse werden zwar bei einer Bienen- und Wespengiftallergie erzielt. Doch auch beim allergischen Schnupfen, der durch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder bestimmte Schimmelpilzsporen ausgelöst wird, und bei beginnendem Asthma liegt die Erfolgsquote zwischen 70 und 90 Prozent. Oftmals gehen die Beschwerden dauerhaft zurück. Bei erneutem Auftreten kann die Behandlung wiederholt werden. Die Therapie ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Die SIT wirkt zwar sehr gut, sie birgt jedoch gewisse Risiken. Deshalb sollte sie nur bei stärkeren, länger andauernden allergischen Symptomen eingesetzt werden, und dann, wenn es Hinweise für beginnendes Asthma gibt. Leichte, vorübergehende Beschwerden, die sich gut mit den oben genannten Mastzellstabilisatoren oder Antihistaminika behandeln lassen, rechtfertigen die Hyposensibilisierung im Allgemeinen hingegen nicht.
„Tropfen-Impfung“
Alternativ zur klassischen Hyposensibilisierung mit Spritzen unter die Haut (subkutan) können die Allergenpräparate auch als Tropfen (sublingual) verabreicht werden. Neuere Studien weisen darauf hin, dass auch hier der Therapieeffekt über das Ende der Behandlung hinaus anhält. Dennoch wird diese Form der Hyposensibilisierung in der Fachwelt nicht gleichwertig neben die herkömmliche Therapie mit Spritzen gestellt: Zum einen erfolgt die Einnahme nicht in Gegenwart des Arztes, sodass Fehldosierungen nicht aus-zuschließen sind, zum anderen kann die Aufnahme der Allergene in den Verdauungstrakt durch Nahrungs- und Arzneimittel oder durch Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich beeinflusst werden. Insgesamt ist diese neue Therapieform noch nicht so gut untersucht wie die Behandlung mit Spritzen.
Die Behandlung von Kindern
Kinder im Vorschulalter lassen sich in der Regel nur ungern etwas in die Nase sprühen oder in die Augen träufeln. Da deshalb eine korrekte Dosierung der Mittel oft nicht möglich ist, sollten sie von Anfang an mit Antihistaminika zum Einnehmen behandelt werden.
Eine Hyposensibilisierun kann bei Kindern ab fünf Jahren durchgeführt werden. Bei ihnen ist der Behandlungserfolg oft noch größer als bei Erwachsenen. Die gute Wirkung der Hyposensibilisierung bei Kindern mit Pollenallergien ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass ihr eigenes Immunsystem noch nicht ausgereizt ist. Kinder, die eine Pollenallergie haben und eine SIT bekommen, haben darüber hinaus ein deutlich niedrigeres Risiko, an Asthma zu erkranken als unbehandelte Kinder.