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Ursachen und Risiken steigender Krebsraten bei jungen Erwachsenen

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Eine Schwesternschaft, die auf die Probe gestellt wird
Im Jahr 2018 teilte Kiki Roark eine erschütternde Nachricht in der Familien-Chatgruppe mit: Bei ihr war Brustkrebs im Stadium I diagnostiziert worden. Für ihre jüngere Schwester Charmella war diese Nachricht besonders schwer zu verkraften. Die Familie hatte bereits eine Tante an die Krankheit verloren, was Kikis Diagnose umso schmerzhafter machte. „Ich konnte es nicht glauben“, sagte Charmella rückblickend über die Diagnose ihrer Schwester. „Das ist meine erste beste Freundin.“

Keine der beiden Schwestern hätte sich vorstellen können, dass Charmella vier Jahre später denselben Kampf durchstehen müsste.

Steigende Krebsraten bei jungen Frauen
Der Weg der Roark-Schwestern ist Teil eines wachsenden Trends in den Vereinigten Staaten: Immer mehr jüngere Frauen erhalten eine Krebsdiagnose. Während die Krebsraten bei Männern zu Beginn des Jahrhunderts zurückgingen und dann stagnierten, steigen sie bei Frauen – insbesondere bei Frauen unter 50. Laut dem neuesten Bericht der American Cancer Society verlagern sich Krebsdiagnosen von älteren Erwachsenen auf jüngere und von Männern auf Frauen.

Rebecca Siegel, die leitende wissenschaftliche Direktorin für Überwachungsforschung bei der American Cancer Society, wies auf einen wichtigen Faktor hin, der diesen Wandel antreibt: „Brust- und Schilddrüsenkrebs machen fast die Hälfte aller Krebsdiagnosen bei Frauen unter 50 aus.“

Die Bedeutung frühzeitiger Erkennung
Kiki war 37 Jahre alt, als sie einen stechenden Schmerz bemerkte, der von ihrer Achselhöhle in die Brust ausstrahlte. In der Überzeugung, dass etwas nicht stimmte, bat sie ihre Ärzte wiederholt um eine Mammografie. Jedes Mal wiesen sie ihre Bedenken zurück und verwiesen auf ihr junges Alter als Grund, auf eine Untersuchung zu verzichten. „Nur weil ich jünger war, habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht ernst genommen haben“, sagte Kiki.

Unbeirrt setzte sie sich weiter für Antworten ein. Nach Monaten des Drängens unterzog sie sich schließlich einer Mammografie, die verdächtige Befunde zeigte. Eine Biopsie bestätigte schließlich, was Kiki befürchtet hatte: Brustkrebs im Stadium I.

Entschlossen zu kämpfen, ließ sich Kiki beide Brüste entfernen und begann mit einer Hormontherapie. Ihre Schwester Charmella stand ihr während der gesamten Behandlung zur Seite und ließ sich von Kikis Widerstandskraft inspirieren. Dies motivierte auch Charmella, ihre eigenen regelmäßigen Mammografien einzuhalten.

Eine zweite Diagnose in der Familie
Im Sommer 2022 ergab eine von Charmellas Untersuchungen das Unfassbare: Auch sie hatte Brustkrebs im Stadium I. Mit 44 Jahren wurde ihr schnell klar, dass sie denselben Weg wie ihre Schwester gehen musste.

„Als ich die Nachricht bekam, rief ich sofort Kiki an“, sagte Charmella. Die Reaktion ihrer Schwester spiegelte den anfänglichen Schock wider, den sie selbst vier Jahre zuvor empfunden hatte. „Ich war am Boden zerstört“, gestand Kiki. „Mein erster Gedanke war: nicht schon wieder.“

Charmella zögerte nicht, mit ihrer Behandlung zu beginnen. Sie durchlief sechs Chemotherapiezyklen, gefolgt von einem Monat Bestrahlung. Mit der Unterstützung ihrer Familie fand sie Kraft in dem Wissen, dass ihre Schwester bereits gegen diesen mächtigen Gegner gekämpft und gesiegt hatte.

Eine neue Perspektive
Die Geschichte der Roark-Schwestern ist zutiefst persönlich, sie spiegelt jedoch auch ein größeres Problem wider. Da Krebs zunehmend jüngere Frauen betrifft, stehen medizinische Fachkräfte und politische Entscheidungsträger vor neuen Herausforderungen. Früherkennung, Patientenvertretung und gezielte Forschung sind wichtiger denn je.

Kiki und Charmellas Reise erinnert uns daran, dass Krebs keinen vorhersehbaren Weg einschlägt. Er kann Jung und Alt treffen, Frauen und Männer. Aber mit Beharrlichkeit, frühzeitigen Untersuchungen und einem starken Unterstützungssystem können Betroffene zurückschlagen – und, wie die Roark-Schwestern, andere auf ihrem Weg inspirieren.

Einführung in die wachsende Krebsinzidenz bei Frauen
Charmella und Kiki stehen beispielhaft für eine alarmierende Entwicklung: In den USA erkranken immer mehr junge Frauen an Krebs. Beide Frauen gehören zu den geschätzten 30 % aller Frauen, bei denen irgendwann in ihrem Leben eine Krebserkrankung diagnostiziert wird.

Steigende Krebsraten bei jüngeren Frauen
In der Vergangenheit hatten Männer in den USA durchweg höhere Krebsraten als Frauen. Doch neueste Daten der American Cancer Society zeigen, dass sich das Blatt gewendet hat. Junge Frauen unter 50 haben inzwischen eine um 82 % höhere Krebsinzidenz als ihre männlichen Altersgenossen. Besonders besorgniserregend ist, dass Frauen unter 65 mittlerweile häufiger an Krebs erkranken als Männer derselben Altersgruppe.

„Wir sehen zum ersten Mal, dass das Krebsrisiko bei Frauen unter 65 höher ist als bei Männern“, erklärte Dr. William Dahut von der American Cancer Society. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit einem generellen Anstieg der Krebsfälle bei Erwachsenen unter 50. Während Krebs bei älteren Menschen nach wie vor am häufigsten auftritt, zeigt sich bei jüngeren Altersgruppen eine wachsende Tendenz, die Ärzte und Wissenschaftler aufmerksam beobachten.

Die Bedeutung von Früherkennung und Eigenverantwortung
Für Charmella und Kiki war es entscheidend, frühzeitig auf die Zeichen ihres Körpers zu achten. Beide Frauen berichten von der Notwendigkeit, sich aktiv für die eigene Gesundheit einzusetzen und bei Vorsorgeuntersuchungen wie Mammographien nicht nachzulassen. Kiki erinnert sich, dass sie trotz mehrfacher Absagen von Ärzten darauf bestand, eine Mammographie zu erhalten, die schließlich ihre Diagnose bestätigte. „Wenn ich nicht darauf bestanden hätte, wer weiß, wo ich jetzt wäre“, sagte sie.

Gesundheitsunterschiede und soziale Disparitäten
Charmella und Kiki gehören als schwarze Frauen einer Bevölkerungsgruppe an, die weiterhin mit erheblichen gesundheitlichen Ungleichheiten konfrontiert ist. Daten zeigen, dass schwarze Frauen zwar seltener an Brustkrebs erkranken als weiße Frauen, jedoch ein signifikant höheres Sterberisiko haben. In den USA liegt die Sterblichkeitsrate bei schwarzen Frauen um 41 % höher als bei ihren weißen Altersgenossinnen. Besonders junge schwarze Frauen sind von diesen Unterschieden betroffen.

Geografische und demografische Unterschiede in der Krebssterblichkeit
Zusätzlich zu den ethnischen Disparitäten gibt es auch geografische Unterschiede bei der Krebssterblichkeit. Während einige Bundesstaaten wie Utah, Hawaii und New York relativ niedrige Sterberaten aufweisen, liegen Staaten wie West Virginia, Kentucky und Mississippi weit darüber. Diese regionalen Unterschiede unterstreichen, dass die Herausforderungen bei der Krebsbekämpfung oft eng mit sozioökonomischen Faktoren und dem Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung verbunden sind.

Positive Entwicklungen in der Krebstherapie
Trotz dieser besorgniserregenden Trends gibt es auch Grund zur Hoffnung. Die allgemeine Krebssterblichkeitsrate in den USA ist in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken. Fortschritte in der Prävention, verbesserte Diagnosetechniken und neue Behandlungsoptionen haben dazu beigetragen, Millionen von Todesfällen zu verhindern. Der Bericht der American Cancer Society hebt hervor, dass in den letzten 30 Jahren nahezu 4,5 Millionen Krebstote vermieden werden konnten, was einem Rückgang der Sterblichkeit um insgesamt 34 % entspricht.

Fortschritte durch Prävention und neue Therapien
Dieser Rückgang ist größtenteils auf das zunehmende Bewusstsein für Gesundheitsrisiken wie das Rauchen, die frühzeitige Erkennung von Krebserkrankungen und innovative Therapieansätze zurückzuführen. Insbesondere Immuntherapien und zielgerichtete Behandlungen haben die Überlebensraten vieler Patienten deutlich verbessert.

Verantwortung und Bildung als Schlüssel zur Prävention
Die Geschichten von Charmella und Kiki verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich für die eigene Gesundheit einzusetzen und regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Es bleibt entscheidend, dass Frauen – insbesondere junge Frauen und solche aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen – Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung erhalten. Nur durch gemeinsames Handeln, bessere Bildung und eine verstärkte Forschung können die bestehenden Ungleichheiten abgebaut und die Krebsüberlebensraten weiter gesteigert werden.

Verständnis der steigenden Krebsraten bei jüngeren Erwachsenen
In den letzten Jahren haben Mediziner einen besorgniserregenden Trend festgestellt: Krebsraten unter jüngeren Erwachsenen steigen an. Diese Zunahme scheint durch eine Kombination verschiedener Faktoren verursacht zu werden. Auch wenn bislang keine einzelne Ursache identifiziert werden konnte, gewinnen Forscher nach und nach ein klareres Bild davon, was zu diesem Wandel beiträgt.

Die Rolle von Fruchtbarkeitsmustern und Lebensstilveränderungen
Ein möglicher Faktor hängt mit veränderten Fruchtbarkeitsmustern zusammen. „Schwangerschaft und Stillen stehen in Verbindung mit einem geringeren Risiko für Brustkrebs im späteren Leben“, erklärte Dr. Mariana Chavez-MacGregor. Da mehr Frauen die Geburt von Kindern hinauszögern oder weniger Kinder bekommen, könnten die schützenden Effekte dieser Faktoren weniger stark ausgeprägt sein.

Darüber hinaus werden Lebensstilfaktoren genauer untersucht. „Adipositas, Alkoholkonsum und möglicherweise weniger körperliche Aktivität könnten alle eine Rolle spielen“, erläuterte Chavez-MacGregor. Moderne Lebensweisen, die oft von Bewegungsmangel und dem Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln und Alkohol geprägt sind, könnten in ihrer Gesamtheit einen erheblichen Einfluss auf das Krebsrisiko haben.

Zusätzlich könnten auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Obwohl diese weniger klar definiert sind, untersuchen Forscher, ob bestimmte Chemikalien, Schadstoffe oder endokrine Disruptoren zu der steigenden Zahl von Krebsdiagnosen bei jüngeren Bevölkerungsgruppen beitragen könnten.

Ausbau von wissenschaftlicher Forschung und Ressourcen
Dr. Neil Iyengar, medizinischer Onkologe am Memorial Sloan Kettering Cancer Center, betonte die Notwendigkeit eines umfassenderen Ansatzes, um diese Faktoren besser zu verstehen. „Wir brauchen eine stärkere Verschiebung in der wissenschaftlichen Forschung, um besser zu verstehen, wie wir Krebs vorbeugen oder das Risiko zumindest verringern können“, sagte er.

Während die individuelle Biologie – Genetik und persönliche Krankengeschichte – weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt bleibt, unterstrich Dr. Iyengar, wie wichtig es ist, das größere Gesamtbild zu betrachten. „Wir müssen den Lebensstil einer Person, ihre Umweltfaktoren und deren Wechselwirkung mit ihrer Biologie verstehen. Die Expositionen und Risiken, denen jüngere Menschen ausgesetzt sind, können sich erheblich von denen älterer Generationen unterscheiden“, fügte er hinzu.

Dieser Schwerpunktwechsel ist nicht nur für die Prävention entscheidend, sondern auch für die Anpassung von Behandlungsansätzen. Wenn man versteht, wie jüngere Körper auf Krebstherapien reagieren, können Ärzte effektivere und weniger belastende Behandlungen entwickeln.

Anpassung der Krebsversorgung für jüngere Erwachsene
Da immer mehr jüngere Erwachsene diagnostiziert werden, muss sich auch die Versorgung von Krebspatienten weiterentwickeln. Dr. Iyengar wies darauf hin, dass jüngere Patienten oft vor einzigartigen Herausforderungen stehen: Sie haben möglicherweise kleine Kinder, anspruchsvolle Karrieren oder familiäre Verpflichtungen, denen sie während der Behandlung nachkommen müssen.

„Wir müssen Wege finden, jüngere Männer und Frauen zu unterstützen, die möglicherweise aggressivere Krebstherapien durchlaufen“, sagte Iyengar. Das könnte bedeuten, Behandlungspläne so zu gestalten, dass sie sich besser in den Alltag der Patienten einfügen, oder Therapien zu entwickeln, die den Körper weniger belasten.

Letztlich verdeutlicht dieser Trend die Notwendigkeit eines vielschichtigen Ansatzes. Indem die medizinische Gemeinschaft die komplexen Zusammenhänge versteht, die zu den steigenden Krebsraten bei jüngeren Menschen führen, können Risiken reduziert und gezieltere, unterstützende Behandlungen bereitgestellt werden.