Start Frauengesundheit Innovative Lösungen für Kniearthrose und Meniskusschäden Algen und 3D-Implantate revolutionieren die Medizin

Innovative Lösungen für Kniearthrose und Meniskusschäden Algen und 3D-Implantate revolutionieren die Medizin

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Algen als Hoffnungsträger: Eine Revolution in der Kniearthrose-Behandlung
Algen haben längst ihren Platz als Nahrungsmittel gefunden, doch ihr Potenzial reicht weit darüber hinaus. Eine neue EU-finanzierte Forschung deutet darauf hin, dass Algeninhaltsstoffe eine bahnbrechende Rolle bei der Behandlung von Kniearthrose spielen könnten. Diese Erkrankung betrifft Millionen von Menschen weltweit und führt zu chronischen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und häufig einer letztendlichen Operation. Nun eröffnen innovative Ansätze mit Algen völlig neue Perspektiven.

Kniearthrose: Ein globales Problem ohne Heilung
Die Kniearthrose, eine degenerative Erkrankung des Knorpels, betrifft laut der Weltgesundheitsorganisation rund 360 Millionen Menschen weltweit. In Europa leidet etwa jeder achte Erwachsene an dieser schmerzhaften Erkrankung, die typischerweise im mittleren Alter beginnt. Sie verursacht nicht nur Schmerzen, sondern auch Steifheit und eingeschränkte Beweglichkeit, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.

Früher wurde Kniearthrose als reiner Verschleißprozess betrachtet, doch heute weiß man, dass sie auch eine entzündliche Komponente hat. Wenn der Knorpel abgebaut wird, entstehen Entzündungen, die wiederum kleine, neue Blutgefäße, sogenannte Neogefäße, fördern. Diese verschlimmern die Entzündung, erhöhen den Druck auf das Gelenk und beschleunigen den weiteren Knorpelverlust. Ein Teufelskreis, der viele Patienten nach Jahren des Leidens in eine Kniegelenksersatzoperation führt.

Innovation aus dem Meer: Algen-Mikrosphären zur Entzündungshemmung
Liam Farrissey, Geschäftsführer des irischen Medizintechnikunternehmens CrannMed, leitet das EU-finanzierte Projekt EmboSure, das Algen als Schlüssel zur Behandlung von Kniearthrose nutzt. Der Ansatz basiert auf einer Technik namens Embolisation, bei der winzige Mikrosphären injiziert werden, um die Blutversorgung der Neogefäße zu blockieren.

Wie Algen helfen können
Frühere Studien in Japan zeigten, dass das Blockieren dieser Gefäße die Entzündung reduziert und die Kniefunktion verbessert. Die damaligen Mikrosphären bestanden jedoch aus einem Antibiotikum, was aufgrund von Resistenzrisiken keine langfristige Lösung war. Farrisseys Team entwickelte stattdessen Mikrosphären aus Alginat, einem natürlichen Kohlenhydrat aus Algen. Diese Kugeln blockieren die Neogefäße nur für wenige Stunden, werden dann abgebaut und hinterlassen keine langfristigen Nebenwirkungen.

Bisherige Tests an Tieren verliefen erfolgreich, und klinische Studien sollen 2024 beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Behandlung bis Ende 2025 für Patienten verfügbar sein. „Unser Ziel ist es, diese innovative Methode global zugänglich zu machen“, erklärt Farrissey.

Meniskusschäden: Ein anderer Weg zur Arthrose
Während degenerative Prozesse eine Hauptursache der Kniearthrose sind, kann sie auch durch traumatische Verletzungen entstehen. Ein typisches Beispiel ist ein komplexer Meniskusriss, der etwa durch das Verdrehen des Knies beim Fußballspielen verursacht wird. Der Meniskus, der das Knie stabilisiert und als Stoßdämpfer dient, wird oft operativ entfernt, wenn er stark beschädigt ist.

Die Langzeitfolgen einer Meniskusentfernung
Die Entfernung des Meniskus, auch Meniskektomie genannt, führt jedoch häufig dazu, dass Patienten schon in jungen Jahren arthrotische Veränderungen entwickeln. „Viele Patienten, denen der Meniskus entfernt wurde, entwickeln Kniearthrose viel früher als erwartet“, erklärt Dr. Evelyne Hasler, wissenschaftliche Leiterin bei Geistlich Pharma. Heute versuchen Chirurgen, Meniskusgewebe möglichst zu reparieren, doch nicht alle Risse können genäht werden.

Das MEFISTO-Projekt: Neue Lösungen für Meniskusverlust
Das EU-finanzierte Projekt MEFISTO, koordiniert von Professorin Elizaveta Kon der Humanitas-Universität in Mailand, arbeitet an innovativen Ansätzen zur Behandlung von Meniskusschäden. Es hat zwei Hauptlösungen entwickelt: ein biologisch abbaubares Implantat für jüngere Patienten und ein nicht-biologisches Implantat für ältere Patienten.

Biologisch abbaubare Implantate für jüngere Patienten
Das biologisch abbaubare Implantat besteht aus 3D-gedrucktem Kollagen, dem Hauptstrukturprotein des menschlichen Körpers. Es ist so konzipiert, dass es mit dem vorhandenen Meniskusgewebe interagiert und durch Wachstumsfaktoren die Regeneration des Gewebes fördert. Ziel ist es, jungen Patienten eine Knieprothese zu ersparen und die natürliche Funktion des Meniskus wiederherzustellen.

Nicht-biologische Implantate für ältere Patienten
Für ältere Patienten, bei denen die Regeneration des Gewebes nicht mehr möglich ist, bietet das MEFISTO-Team ein nicht-biologisches Implantat an, das verlorenes Gewebe ersetzt und die Stabilität des Knies wiederherstellt. Aktuell bereitet das Team Tierstudien vor, und bei Erfolg könnten klinische Studien folgen.

Ein Blick in die Zukunft: Innovative Behandlungen für Knieerkrankungen
Sowohl EmboSure als auch MEFISTO zeigen, wie innovative Ansätze die Behandlung von Kniearthrose und Meniskusschäden revolutionieren können. Alginat-Mikrosphären könnten eine sichere und effektive Möglichkeit bieten, Entzündungen bei Arthrose zu reduzieren, während 3D-gedruckte Meniskusimplantate Traumaverletzungen nachhaltig behandeln könnten.

Für Millionen von Patienten weltweit bedeuten diese Fortschritte Hoffnung auf ein Leben mit weniger Schmerzen und mehr Mobilität. Mit weiteren Forschungsergebnissen und erfolgreichen klinischen Studien könnten diese Technologien den Weg in die medizinische Praxis finden und die Lebensqualität vieler Menschen erheblich verbessern.

Informationsquelle: who . int