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Herz-Kreislauf-Risiken: Warum Männer früher an Demenz erkranken als Frauen

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Männer mit Herz-Kreislauf-Risiken entwickeln Demenz früher als Frauen
Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Männer, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen, bis zu zehn Jahre früher an Demenz erkranken können als Frauen mit ähnlichen Risikofaktoren. Diese Erkenntnis beleuchtet die Bedeutung frühzeitiger Präventionsmaßnahmen und geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der Entstehung von Demenz.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Auswirkungen auf das Gehirn
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die weltweit führende Todesursache. In den USA stehen sie seit über 100 Jahren an der Spitze der Sterbestatistiken. Zu den Hauptfaktoren, die das Risiko erhöhen, gehören Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen. Diese Faktoren können die Funktion der kleinen Blutgefäße im Gehirn beeinträchtigen, wodurch die Sauerstoffversorgung der Gehirnzellen eingeschränkt wird. Langfristig können diese Einschränkungen die Entwicklung von Demenz begünstigen.

Die Studie zeigt, dass das Risiko sowohl für Männer als auch für Frauen besteht, jedoch treten die schädlichen Auswirkungen bei Männern deutlich früher auf. Besonders betroffen sind Regionen des Gehirns, die für Gedächtnis, Hören, Sehen und die Verarbeitung emotionaler Informationen zuständig sind – Bereiche, die frühzeitig von Demenz und Alzheimer betroffen sind.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entstehung von Demenz
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass Männer zwischen 55 und 74 Jahren am anfälligsten für die Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Risiken auf das Gehirn sind. Bei Frauen treten diese Auswirkungen durchschnittlich ein Jahrzehnt später, zwischen 65 und 74 Jahren, auf. Diese geschlechtsspezifische Verzögerung könnte mehrere Ursachen haben.

Der Schutz durch Östrogen
Ein wesentlicher Faktor ist der Einfluss von Hormonen. Bei Frauen bietet Östrogen bis zur Menopause einen gewissen Schutz, indem es den „schlechten“ LDL-Cholesterinspiegel senkt und den „guten“ HDL-Cholesterinspiegel erhöht. Nach der Menopause nimmt der Östrogenspiegel jedoch ab, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Männer hingegen haben von Natur aus höhere LDL-Werte, was ihr Risiko für Herzinfarkte und andere Gefäßerkrankungen bereits in jüngeren Jahren erhöht.

Lebensstil und Verhalten
Männer neigen häufiger dazu, einen ungesünderen Lebensstil zu führen, der durch eine Ernährung mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Salz und rotem Fleisch geprägt ist. Zudem konsumieren sie oft mehr Alkohol und Tabak als Frauen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Männer frühzeitig ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln, was sich wiederum negativ auf ihre kognitive Gesundheit auswirkt.

Körperfett und dessen Verteilung
Ein weiterer Unterschied liegt in der Verteilung des Körperfetts. Männer neigen dazu, viszerales Fett – Fett, das die inneren Organe umgibt – zu akkumulieren, während Frauen mehr subkutanes Fett, insbesondere um die Hüften, speichern. Viszerales Fett steht in engem Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und könnte ein weiterer Grund sein, warum Männer anfälliger für Demenz sind.

Die Verbindung zwischen Herzgesundheit und Demenz
Die Studie betont, dass die Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Risiken sowohl bei Trägern des APOE-ε4-Gens als auch bei Nicht-Trägern sichtbar sind. Dieses Gen ist ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer, doch die Ergebnisse zeigen, dass vaskuläre Risikofaktoren unabhängig von genetischen Prädispositionen eine entscheidende Rolle spielen.

Dr. Paul Edison, der Hauptautor der Studie, erklärte: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Modifikation von Herz-Kreislauf-Risiken ein Schlüssel zur Prävention von Alzheimer sein könnte. Für Männer ist es entscheidend, bereits ein Jahrzehnt früher mit Präventionsmaßnahmen zu beginnen als Frauen.“

Die Bedeutung der Prävention im mittleren Alter
Die Ergebnisse legen nahe, dass das mittlere Lebensalter – insbesondere zwischen 50 und 60 Jahren – eine entscheidende Phase für die Prävention von Demenz darstellt. Beobachtungsstudien zeigen, dass Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Fettleibigkeit im mittleren Alter mit einem höheren Risiko für Demenz verbunden sind. Später im Leben scheinen diese Faktoren jedoch weniger Einfluss zu haben.

Proaktive Maßnahmen für Männer und Frauen
Frühzeitige präventive Maßnahmen können helfen, das Risiko für Demenz erheblich zu reduzieren. Dazu gehören:
– Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität verbessert die Herzgesundheit und fördert die Durchblutung des Gehirns.
– Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
– Verzicht auf schädliche Gewohnheiten: Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sollten vermieden werden.
Management von Bluthochdruck und Cholesterin: Regelmäßige ärztliche Kontrollen und eine frühzeitige Behandlung von Risikofaktoren sind entscheidend.
– Geistige Aktivität: Aktivitäten wie Lesen, Lernen oder Puzzles können helfen, die kognitive Funktion zu fördern.

Fortschritte in der Diagnostik und Forschung
Die Studie verwendete fortschrittliche Bildgebungstechniken wie die Voxel-basierte Morphometrie (VBM), um die Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Risiken auf das Gehirn zu untersuchen. Diese Technik ermöglicht es, das gesamte Gehirn zu analysieren und Veränderungen im Volumen der grauen Substanz objektiv zu messen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie eng Herz-Kreislauf-Risiken mit neurodegenerativen Prozessen verbunden sind.

Ein Aufruf zur Handlung
Die Ergebnisse dieser Studie sind ein klarer Appell an Männer und Frauen, frühzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen. Männer sollten bereits ab Mitte 50 beginnen, ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit zu überwachen und zu optimieren, während Frauen spätestens ab der Menopause ähnliche Maßnahmen ergreifen sollten.

Dr. Edison fasst es zusammen: „Die schädlichen Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Risiken und Fettleibigkeit auf die Gehirnzellen sind bei Männern über einen Zeitraum von zwanzig Jahren deutlicher sichtbar als bei Frauen. Die Modifikation des Lebensstils und der Ernährung kann nicht nur das Risiko für Herzkrankheiten, sondern auch das Risiko für Demenz erheblich reduzieren.“

Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, Prävention als lebenslange Aufgabe zu betrachten und frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit von Herz und Gehirn zu schützen. Letztendlich könnten diese Bemühungen dazu beitragen, die Lebensqualität im Alter erheblich zu verbessern und das Risiko für Demenz zu minimieren.

Informationsquelle: who . int