Besorgnis über mögliche Kürzungen der Tabakbekämpfungsprogramme
Mehr als 200 Ärzte, Berufsverbände und Interessensgruppen in Großbritannien fordern die neue Labour-Regierung auf, ihre Anti-Raucher-Politik fortzuführen und die Finanzierung dieser Programme zu sichern. In einem offenen Brief, der im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde, äußern sie ihre Bedenken, dass das neue Budget, das Ende des Monats bekannt gegeben wird, Mittel für Tabakbekämpfungsinitiativen kürzen könnte. Diese Programme, die unter der vorherigen konservativen Regierung eingeführt wurden, hatten zum Ziel, den Schwarzmarkthandel mit Zigaretten zu bekämpfen und finanzielle Anreize zu bieten, um Raucherinnen – insbesondere schwangeren Frauen – beim Aufhören zu unterstützen.
Forderungen nach fortgesetzter Unterstützung und Finanzierung
Die Unterzeichner des offenen Briefs fordern nicht nur die Fortsetzung der Programme, sondern auch eine langfristige finanzielle Verpflichtung. Insbesondere schlagen sie vor, dass mindestens 10 Millionen Pfund über die nächsten fünf Jahre für Anti-Raucher-Programme in einkommensschwachen Ländern bereitgestellt werden. Diese Initiativen sind von entscheidender Bedeutung, um die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen des Rauchens zu verringern, die weltweit Millionen Menschen betreffen. Dr. Sanjay Agrawal vom Royal College of Physicians betont, dass das Budget eine Gelegenheit darstellt, „einen Kurs in Richtung einer rauchfreien Zukunft zu setzen und Großbritannien als weltweiten Vorreiter in der Tabakkontrolle zu etablieren“.
Rauchen als globale Gesundheitsgefahr
Rauchen ist eine der führenden Ursachen für vermeidbare Todesfälle weltweit. Jährlich sterben etwa 75.000 Menschen in Großbritannien an den Folgen des Rauchens, weltweit sind es sogar 8 Millionen. Rund 11,9 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien – etwa 6 Millionen Menschen – rauchen. Darüber hinaus nutzen mehr als 5 Millionen Menschen E-Zigaretten als Alternative. Die finanziellen Belastungen für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft durch Rauchen sind enorm. Schätzungen zufolge belaufen sich die jährlichen Kosten auf etwa 93 Milliarden Pfund, einschließlich 13,5 Milliarden für die Gesundheitsversorgung.
Pläne zur Reduzierung der Raucherquote
Die Labour-Partei hat bereits angekündigt, ein Gesetz einzuführen, das den Verkauf von Zigaretten an Menschen, die nach 2009 geboren wurden, verbieten würde. Sie erwägt auch, das Rauchen an einigen öffentlichen Orten, wie Biergärten und Restaurantterrassen, zu untersagen. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Raucherquote weiter zu senken. Laut einer Analyse von Action on Smoking and Health (ASH) könnte die Raucherquote in England bis 2029 auf 7,8 Prozent gesenkt werden, was erhebliche Einsparungen für die öffentlichen Finanzen bedeuten würde.
Forderungen nach zusätzlichen Steuern für Tabakhersteller
Professor Nick Hopkinson von der Imperial College London schlug vor, dass Tabakhersteller eine spezielle Abgabe zahlen sollten, um die Kosten für die Tabakbekämpfung zu decken. Diese sogenannte „Verursacher-zahlen“-Steuer könnte Tabakunternehmen verpflichten, die Schäden, die sie verursacht haben, finanziell zu kompensieren. Laut ASH könnte eine solche Steuer im ersten Jahr bis zu 700 Millionen Pfund einbringen. Die Mittel könnten in Raucherentwöhnungsprogramme fließen und damit die Kosten für die Gesundheitsversorgung langfristig senken.
EU-Initiativen zur Tabakkontrolle
Auf europäischer Ebene prüfen Gesetzgeber derzeit Empfehlungen zur Ausweitung von Rauchverboten auf Außenbereiche, um die Raucherquote bis 2040 auf unter 5 Prozent zu senken. Diese Initiative ist Teil des europäischen Plans zur Krebsbekämpfung, der eine „tabakfreie Generation“ zum Ziel hat. In den Mitgliedsstaaten gibt es jedoch unterschiedliche Tabakrichtlinien, und die Raucherquoten variieren stark – von 8 Prozent in Schweden bis 37 Prozent in Bulgarien.
Durch die Fortsetzung und Ausweitung der Anti-Raucher-Initiativen könnte sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene ein bedeutender Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit geleistet werden.
Informationsquelle: who . int