Weltweit erster Impfstoff gegen Eierstockkrebs in Entwicklung
Die Impfstoffe befinden sich zwar noch in einem frühen Entwicklungsstadium, doch bei erfolgreichen Tests könnten sie dazu beitragen, eine der häufigsten und tödlichsten Krebsarten bei Frauen zu verhindern. Wissenschaftler der Universität Oxford arbeiten derzeit an OvarianVax, dem weltweit ersten Impfstoff gegen Eierstockkrebs, um eine Krankheit zu bekämpfen, die jährlich fast 26.000 Frauen in der Europäischen Union das Leben kostet. Das Ziel ist es, das Immunsystem zu trainieren, die frühesten Anzeichen von Eierstockkrebs zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Erkrankung wird häufig erst in einem späteren Stadium entdeckt, wenn sie schwerer zu behandeln ist und die Überlebenschancen deutlich sinken.
Zielgruppe: Frauen mit genetischen Risikofaktoren
Der Impfstoff soll speziell für Frauen mit genetischen Mutationen entwickelt werden, die das Risiko für Eierstockkrebs signifikant erhöhen. Zu diesen Mutationen gehören beispielsweise Veränderungen im BRCA1- oder BRCA2-Gen, die das Krebsrisiko erheblich steigern. Viele Frauen, die diese Mutationen tragen, entscheiden sich aus Vorsicht für vorbeugende chirurgische Eingriffe, bei denen ihre Eierstöcke und Eileiter entfernt werden, um das Risiko zu minimieren. Diese radikale Maßnahme führt jedoch dazu, dass sie keine Kinder mehr bekommen können, weshalb ein wirksamer Impfstoff eine bedeutende Alternative darstellen könnte.
Wissenschaftliche Herausforderungen und moderne Ansätze
„Wir brauchen dringend bessere Strategien zur Prävention von Eierstockkrebs“, betonte Dr. Ahmed Ahmed, ein führender gynäkologischer Onkologe an der Universität Oxford und Leiter des OvarianVax-Projekts. „Das Training des Immunsystems, um die frühesten Anzeichen von Krebs zu erkennen, stellt eine große Herausforderung dar. Doch dank hochentwickelter Technologien können wir jetzt tiefere Einblicke gewinnen, wie das Immunsystem Eierstockkrebs erkennt.“
Das Team von Ahmed plant, detaillierte Untersuchungen durchzuführen, um festzustellen, wie effektiv das Immunsystem verschiedene Proteine auf der Oberfläche von Eierstockkrebszellen identifiziert. Zudem werden Labortests durchgeführt, um zu prüfen, wie gut der Impfstoff sogenannte Organoide – winzige Krebsmodelle, die aus Tumorgewebe von Patienten gezüchtet wurden – abtöten kann. Diese Forschung könnte grundlegende Erkenntnisse liefern, die den Weg für den Einsatz von Immuntherapien bei Krebspatienten ebnen.
Nächste Schritte: Klinische Studien und langfristige Ziele
Sollten die frühen Tests erfolgreich verlaufen, werden die Forscher klinische Studien einleiten, um die Wirksamkeit des Impfstoffs am Menschen zu testen. Diese Studien sind entscheidend, um festzustellen, ob OvarianVax in der Lage ist, die Krebsentstehung zu verhindern oder zumindest deutlich zu verzögern. Die potenziellen Vorteile wären enorm, da Frauen mit genetischen Risikofaktoren dann eine weitere Möglichkeit hätten, sich gegen die Krankheit zu schützen, ohne auf drastische chirurgische Maßnahmen zurückgreifen zu müssen.
Michelle Mitchell, die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation Cancer Research UK, erklärte: „Das Projekt könnte zu entscheidenden Entdeckungen im Labor führen, die unsere Ambitionen, die Überlebensrate bei Eierstockkrebs zu verbessern, verwirklichen. Es ist jedoch wichtig, realistisch zu bleiben, da es noch viele Jahre dauern könnte, bis die Impfstoffe für Patienten verfügbar sind.“ Cancer Research UK wird die OvarianVax-Forschung mit bis zu 600.000 £ (719.960 €) finanzieren.
Fortschritte bei der Entwicklung anderer Krebsimpfstoffe
Die Forschung an OvarianVax ist Teil einer breiteren Bewegung zur Entwicklung von Impfstoffen, die nicht nur präventiv wirken, sondern auch bei bereits bestehenden Krebserkrankungen zum Einsatz kommen könnten. So kündigten Wissenschaftler der Universität Oxford im März an, dass sie an einem Impfstoff gegen Lungenkrebs arbeiten, der auf einer ähnlichen Technologie basiert wie der COVID-19-Impfstoff, der gemeinsam mit AstraZeneca entwickelt wurde. Diese Technologie nutzt die Fähigkeit, das Immunsystem gezielt zu aktivieren, um schädliche Zellen zu bekämpfen.
Der Impfstoff gegen das humane Papillomavirus (HPV) zeigt ebenfalls vielversprechende Ergebnisse. In Schottland hat die Einführung des HPV-Impfprogramms im Jahr 2008 dazu geführt, dass bei Frauen, die im Alter von 12 oder 13 Jahren vollständig geimpft wurden, keine Fälle von Gebärmutterhalskrebs aufgetreten sind. Diese Erfolge machen Hoffnung auf eine Zukunft, in der Impfstoffe eine Schlüsselrolle bei der Krebsprävention spielen könnten.
Personalisierte Impfstoffe zur Behandlung bestehender Krebserkrankungen
Zusätzlich zu präventiven Impfstoffen könnten bald auch personalisierte Therapien zur Behandlung von Krebspatienten verfügbar sein. Der Nationale Gesundheitsdienst Großbritanniens (NHS) führt derzeit eine klinische Studie durch, in der personalisierte Impfstoffe getestet werden, die auf die spezifischen genetischen Mutationen von Tausenden von Krebspatienten zugeschnitten sind. Bei dieser Methode werden Tumore operativ entfernt, bevor den Patienten ein speziell entwickelter Impfstoff verabreicht wird, der eine gezielte Immunreaktion auslösen soll, um verbleibende Krebszellen zu zerstören.
Informationsquelle: who . int