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Geburtenrückgang in Europa: Tiefstand bei Geburtenzahlen und sinkende Fertilitätsraten in der EU

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Geburtenrückgang in der EU: Eine historische Wende
Zum ersten Mal seit 1960 ist die Anzahl der Lebendgeburten in der Europäischen Union unter 4 Millionen gefallen. Dies markiert einen historischen Tiefpunkt, da im Jahr 2022 nur noch 3,88 Millionen Babys in der EU geboren wurden. Diese Zahl verdeutlicht einen anhaltenden Abwärtstrend, der seit Jahrzehnten zu beobachten ist. Bereits in den 1990er Jahren ging die Geburtenzahl zurück, wobei 1990 das letzte Jahr war, in dem die Geburtenanzahl über 5 Millionen lag. Dieser Abwärtstrend bei den Geburtenzahlen ist eng mit einem Rückgang der Fertilitätsrate in vielen EU-Ländern verbunden.

Unterschiedliche Fertilitätsraten in Europa
Die Fertilitätsrate in der EU, die die durchschnittliche Anzahl der Geburten pro Frau angibt, variiert stark zwischen den Mitgliedstaaten. Im Jahr 2022 hatte Frankreich mit 1,79 die höchste Fertilitätsrate, während Malta mit 1,08 das Schlusslicht bildete. Der EU-Durchschnitt lag bei 1,46. In der erweiterten Region, die auch Länder wie die EFTA, das Vereinigte Königreich und EU-Beitrittskandidaten umfasst, wurden höhere Raten in Georgien (1,83) und Moldawien (1,81) gemeldet, die sogar über dem Niveau von Frankreich lagen.

Interessanterweise zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Mittelmeerländern. Während Frankreich relativ hohe Geburtenraten aufweist, liegen Länder wie Italien (1,24), Spanien (1,16) und Malta (1,08) deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Im Gegensatz dazu verzeichnen Länder wie Rumänien (1,71) und die Türkei (1,63) leicht höhere Geburtenraten.

Langfristiger Rückgang der Fertilitätsraten
Der Rückgang der Fertilitätsraten in der EU ist Teil eines langfristigen Trends, der seit den 1970er Jahren zu beobachten ist. Laut Weltbankdaten erreichte die Fertilitätsrate in der EU im Jahr 1970 mit 2,35 ihren Höchststand, bevor sie in den späten 1990er Jahren auf 1,4 sank. Seitdem hat sie sich leicht erholt und erreichte im Jahr 2016 einen Höchststand von 1,57, bevor sie im Jahr 2022 wieder auf 1,46 fiel.

Regionale Unterschiede und Veränderungen in den letzten 20 Jahren
Über die letzten zwei Jahrzehnte haben sich die Fertilitätsraten in den einzelnen EU-Ländern unterschiedlich entwickelt. In 13 der 27 EU-Mitgliedstaaten sank die Fertilitätsrate zwischen 2002 und 2022, wobei Länder wie Irland und Finnland die größten Rückgänge verzeichneten – beide mit einem Rückgang von über 0,4 Punkten. Dies entspricht einem Rückgang von mehr als 20 %. Auf der anderen Seite haben Länder wie Tschechien, Rumänien und Bulgarien einen deutlichen Anstieg der Geburtenraten erlebt, mit Zuwächsen von mehr als 35 %.

Vergleich der EU-Fertilitätsrate mit dem Rest der Welt
Im weltweiten Vergleich gehört die EU zu den Regionen mit den niedrigsten Fertilitätsraten. Im Jahr 2021 betrug die Fertilitätsrate der EU 1,52, nur geringfügig höher als in der Region Ost-Asien und Pazifik mit 1,49. Im Gegensatz dazu wiesen West- und Zentralafrika mit 4,98 sowie Ost- und Südafrika mit 4,35 die höchsten Fertilitätsraten auf. Der globale Durchschnitt lag bei 2,27, wobei Regionen wie Nordafrika und der Nahe Osten höhere Raten meldeten.

Seit den 1970er Jahren ist der Rückgang der Fertilitätsraten in fast allen Weltregionen zu beobachten, wenngleich sich dieser Trend in Afrika langsamer vollzieht. Alle 41 europäischen Länder – einschließlich der EU, der EFTA-Länder und der EU-Beitrittskandidaten – weisen Fertilitätsraten auf, die unter dem globalen Durchschnitt liegen.

Soziale und wirtschaftliche Folgen des Geburtenrückgangs
Der anhaltende Rückgang der Geburtenzahlen und Fertilitätsraten in Europa hat weitreichende soziale und wirtschaftliche Konsequenzen. Niedrige Geburtenraten führen zu einer alternden Bevölkerung, was Herausforderungen für Rentensysteme, Gesundheitswesen und Arbeitsmärkte mit sich bringt. Viele europäische Länder versuchen daher, durch politische Maßnahmen wie Elterngeld, Kindergeld und Kinderbetreuungsangebote die Geburtenrate zu stabilisieren. Bisher blieben diese Maßnahmen jedoch in ihrer Wirkung begrenzt.

Zukunftsaussichten
Die niedrige Geburtenrate in der EU bleibt ein zentrales demografisches Thema für die kommenden Jahrzehnte. Es besteht ein zunehmender Konsens darüber, dass ein umfassenderes und nachhaltigeres politisches Konzept erforderlich ist, um den demografischen Wandel anzugehen. Dies könnte neben wirtschaftlichen Anreizen auch eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine bessere Gesundheitsversorgung und eine stärkere Unterstützung von Familien umfassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Europa weiterhin mit den langfristigen Auswirkungen des Geburtenrückgangs konfrontiert ist, was nicht nur politische, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen mit sich bringt.

Informationsquelle: who . int